Zueinander gefunden
Obwohl wir uns bereits deutlich mehr als einmal geküsst hatten, sorgte dieser Kuss wohl für das gewaltigste Kribbeln in meiner Magengegend. Ich war mit dieser körperlichen Reaktion völlig überfordert. Janine strahlte wie nie zuvor, ihre Augen wirkten vor Freude regelrecht riesig. Ich fühlte mich direkt spürbar erleichtert und entgegnete ihr: „Weißt du… Ich tue mich halt mit diesen Dingen so schwer, aber… Ich wollte einfach, dass du es weißt. Ich habe mir so viele Gedank-“ Sie legte ihren Zeigefinger auf meine Lippen und sagte: „Hey, ich weiß das doch. Ich kenne dich doch auch und weiß, was deine Sorgen waren und sind. Es wird doch weiterhin genauso sein, wie es bisher war, also ist doch alles in Ordnung?“ Ich meinte, nachdem sie ihren Zeigefinger zurückzog: „Ja, du hast Recht.“ – „Na siehst du, also…“ Sie kam mir wieder nahe und sagte, während ihre Lippen wenige Zentimeter von meinen entfernt waren: „Du wirst dich nur zum Beispiel daran gewöhnen müssen, dass ich dich regelmäßiger knutschen will.“… was sie auch direkt tat. Damit hatte ich nun wahrlich keine Probleme mehr, auch wenn es sich noch immer etwas komisch anfühlte. Aber diese neue Intimität erregte mich meist ziemlich – Janine erregte mich ziemlich.
Wir knutschten so dermaßen lange, dass wir überhaupt nicht mitbekamen, dass wir bereits wieder unten hielten und die Leute schon einige Sekunden auf uns warteten… Kaum, dass wir das Riesenrad verließen, griff Janine wie selbstverständlich nach meiner Hand und wir verschränkten unsere Finger. Obwohl wir ursprünglich direkt nach Hause wollten, hatte Janine auf einmal so gute Laune, dass sie mir noch vorschlug, etwas auf dem Jahrmarkt zu bleiben. Ich stimmte dem ganz erstaunt zu und stellte mit ihr, weil mir danach war, einigen Blödsinn an. Den meisten Spaß hatten wir aber wieder einmal mit einem kleinen Stofftier, genauer gesagt einem Stoff-Schaf, welches mit seinen Knopfaugen unfassbar niedlich aussah. Janine fand das flauschige Vieh offenbar noch viel niedlicher als ich, sodass ich mich dazu hinreißen ließ, ihr es zu kaufen, was sie eigentlich gar nicht wollte. Als sie es aber von mir geschenkt bekam, sah ich ihr im Gesicht an, dass sie es doch schon sehr gerne haben wollte – von der Seite kannte ich sie übrigens noch gar nicht. Bei all den Malen, in denen ich bei Janine zu Hause war, hatte ich zwar schon bemerkt, dass sie wohl ein oder zwei Stofftiere besaß – den riesigen Bären, den ich ihr damals schenkte, ausgenommen. Aber eigentlich glaubte ich, dass sie in dieser Hinsicht etwas untypischer war und auf solche Dinge nicht so wirklich stand. Aber nun ja, ich lernte auch weiterhin ihre vielen Facetten kennen, denn trotz der langen Zeit, die wir uns durch die Schule kannten, kannte ich sie auch weiterhin nicht außergewöhnlich gut, da wir streng genommen erst seit letztem Sommer, somit also seit einigen Monaten intensiv Kontakt hatten. Klar, ich konnte mittlerweile sehr gut einschätzen, wie sie auf viele Dinge reagierte, aber was sie zum Beispiel mochte oder was nicht, fiel mir immer schwer, zu beurteilen. Sie überraschte mich bisher damit immer wieder.
Während wir noch knapp eine Stunde auf dem Winterrummel waren, nahm ich ihr immer wieder das Stoffschaf ab und tat so, als würde es leben und eine eigene Persönlichkeit besitzen. Ich ließ es zwar nicht reden, aber eben auf verschiedene Sätze von Janine reagieren, indem es so tat, als würde es eine Aussage Janines nicht verstehen und den Kopf schräg stellen – in einer anderen Situation ließ ich das Stofftier regelrecht ausflippen und mit Janine herumtoben… Janine konnte einfach nicht mehr vor Lachen und hielt sich schon den Bauch, während sie mich mit dem Lachen umso mehr ansteckte.
Später, als wir auf dem Nachhauseweg in den Bus stiegen, führte mich Janine bis ganz nach hinten in den Bus, da dort keiner saß und sie wohl offenbar ungestört sein sollte. Wir küssten uns dort zunächst eine ganze Weile, bis Janine meinte: „Ich habe die ganze Zeit gehofft, dass… du es dir anders überlegst, nachdem du ja meintest, dass du eigentlich Distanz zu mir aufgebaut hattest.“ – „Ich habe halt fest geglaubt, dass das mit uns eben nichts mehr wird. Aber… ich bin einfach so froh, dass ich mich geirrt habe!“ Wir drückten uns einige Momente lang und sie meinte: „Ich spüre richtig, wie du dich auch freust… So kenne ich dich gar nicht!“ Ich grinste, sagte darauf nichts weiter und genoss es einfach, die Zeit mit Janine zu verbringen – mit meiner Freundin!
Als wir aus dem Bus ausstiegen und Janine nach meiner Hand griff, sagte sie: „Jetzt verstehe ich auch, warum du unbedingt mit mir zum Rummel wolltest! Du wolltest es mir hier verraten!“ – „Ja, du hast Recht, das war der Grund. Ich habe es gestern schon vergeigt, dir die Wahrheit zu sagen, da wollte ich es wenigstens heute endlich machen.“ – „Aber… warum hast du mir es nicht schon gestern gesagt? Oder als du es schon wusstest?“ – „Ich wollte einfach einen passenden Moment finden. Da Petra so lieb war und extra über Nacht bei ihrem neuen Freund blieb, hat das doch alles super geklappt.“ Sie kuschelte sich während des Gehens an mich und ich fragte sie: „Über was hast du vorhin wirklich im Einkaufszentrum nachgedacht?“ – „Ich habe wirklich über die letzten Wochen nachgedacht und halt darüber, wie es mit uns weitergehen wird. Ich hatte Sorge…“ – „Ja?“ – „Ich… ach na ja, ich hatte halt die Sorge, dass du dir das alles doch noch anders überlegst, weil du halt öfters so… unnahbar bist.“ Ich ließ ihre Aussage eine Weile lang sacken und dachte darüber nach. „Genau deshalb wollte ich dir das endlich sagen… Weil ich dir halt auch sagen wollte, dass ich noch mehr Zeit mit dir verbringen will und dass du dich nicht zurücknehmen musst und so… und damit du nicht weiter so unwissend bist.“ – „Du bist süß – ich habe das vorhin doch schon verstanden. Du sollst dich nicht unter Druck gesetzt fühlen, ok?“ – „Ja, ich… versuche es.“ Sie blieb mit mir stehen und wir küssten uns. „Ich liebe dich“, sagte sie zu mir, während ich ihr mit voller Überzeugung das gleiche erwiderte. Abschließend sagte ich: „Jetzt lass uns diese blöden Themen einfach vergessen, ok? Das… war alles schon schwer genug in letzter Zeit.“ – „Ja, ok!“
Wieder bei mir zu Hause ließ ich Janine zunächst als Erste ins Bad, während ich mein Bett etwas auf Vordermann brachte. Währenddessen hörte ich, dass ich gleich mehrere Nachrichten bekam, alle stammten von Tim: „Ja man! Du hast Janine endlich die Wahrheit gesagt! Janine hat mir gerade geschrieben! Glückwunsch, Großer!“ Er bezeichnete mich als „Großer“, obwohl er eigentlich ein ganzes Stück größer als ich war – irgendwie witzig. Ich fand aber viel mehr interessant, dass es Janine offenbar mit meiner Ehrlichkeit auch gleich viel besser ging, wenn sie Tim direkt schrieb. Aber wann hatte sie ihm eigentlich geschrieben? Sie war doch die ganze Zeit direkt neben mir, bis auf… Na klar, also machte sie sich im Bad offenbar nicht nur frisch!
Als ich mit dem Bett machen fertig war, klopfte ich an der Badtür, worauf Janine erschrocken fragte: „Ja?“ – „Möchtest du noch etwas zum Abendbrot essen? Ich würde einfach so lange in der Küche was fertig machen.“ – „Vielleicht ein Brot? Du bist toll!“ Ich lächelte und antwortete: „Du auch!“
Ich war mit ein paar wenigen Broten bereits fertig, als Janine immer noch im Bad war. Ich saß ein paar weitere Minuten in meinem Zimmer, als ich eine weitere Nachricht von Tim bekam: „Was hast du mit ihr gemacht? Sie hat mir noch nie so viele Nachrichten auf einmal geschrieben! Sie dreht völlig am Rad, weil sie offenbar so glücklich ist!“ – „Oha…“ Er zitierte einen Großteil der Nachrichten, die Janine ihm schickte. Aus denen konnte ich herauslesen, dass Janine offenbar noch viel glücklicher war, als ich bisher ahnte. Auf jeden Fall freute ich mich umso mehr, dass es ihr dadurch so gut ging.
Endlich kam Janine auch aus dem Bad und ich fragte sie grinsend, aber natürlich völlig unwissend: „Was hast du da drin so lange gemacht?“ – „Na, ich habe mich halt frisch gemacht und auch schon direkt umgezogen und so.“ – „Aha.“ Grinsend verzog ich meine Augenbraue nach oben und ging ins Bad, während ich ihr sagte: „Die Brote sind schon im Schlafzimmer, falls du schon was essen möchtest.“ – „Das ist lieb, danke.“ Sie gab mir einen Kuss und einige Minuten später gesellte ich mich zu Janine.
Janine hatte das Licht bereits ausgeschaltet und eine Komödie über mein Streaming-Abo angeschaltet, während sie mit dem Essen noch auf mich wartete. Während wir sehr nah miteinander kuschelten und ein wenig aßen, genoss ich das alles einfach unheimlich. Diese körperliche Nähe zu Janine, die ich bereits in den letzten Wochen immer wieder phasenweise hatte, war nun durchweg vorhanden, was in mir so einiges veränderte.
Um kurz nach Mitternacht bemerkte ich, dass Janine an mir gekuschelt eingeschlafen war. Ich schaltete vorsichtig den Fernseher aus, stellte den Teller mit den Brotkrümeln auf meinen Nachttisch und bemühte mich, Janine zuzudecken, da ihre sehr kalten Füße unter anderem nicht unter der Decke waren. Auch, als ich versuchte, ihre Füße zusätzlich mit meinen eigenen zu wärmen, blieben ihre Füße eiskalt, was ich ziemlich merkwürdig fand. Ich bewegte mich noch ein wenig tiefer, um in den liegenden Zustand zu kommen, was Janine im Halbschlaf glücklicherweise mitmachte. Auch, wenn es etwas unbequem war, bemühte ich mich, einzuschlafen, was erstaunlicherweise sehr schnell gelang. Es dauerte keine fünf Minuten, bis ich wegsackte – vermutlich, weil ich glücklich, aber auch genauso fertig von diesem teils nervenaufreibenden Tag war.
Janine erzählt:
Am nächsten Morgen erwachte ich wieder vor Marc. Ich hatte mich die ganze Nacht an ihm gekuschelt. Marc lag friedlich neben mir und ich fühlte mich sehr wohl, als ich über ihn nachdachte. So richtig konnte ich es noch nicht glauben… Aber jedes Mal, wenn ich an ihn dachte, schlug mein Herz gleich vielfach schneller. Er war so verständnisvoll und lieb. Immer wieder alberte er mit mir herum… Aber ich wusste, er war für mich da. Ich wusste, dass er auf mich aufpasste, wo er nur konnte. So oft, wie er mich bisher schon nach Hause gebracht hatte, konnte ich es eigentlich nicht mehr gutmachen. Aber er gab mir auch zu spüren, dass ich es gar nicht brauchte. Dieses Gefühl war so neu für mich. Am liebsten hätte ich schon die letzten Wochen fast jeden Tag mit ihm verbracht, aber ich spürte, dass er immer wieder ein bisschen Abstand ließ. Vermutlich wollte er es nicht direkt überstürzen. Vermutlich war das auch besser so, damit es nicht direkt zu viel wurde.
Ich war mit Marc wirklich zusammen! Endlich hatte dieses Chaos ein Ende. Gerade am Anfang, als er sich auf einen Kuss einließ, mich sonst aber abblockte, war es oft furchtbar. Ich weinte oft, weil mich sein Verhalten einige Male wirklich verletzte. Aber ich gab nicht auf, weil ich spürte, dass er sich einfach überwinden musste und dass es nichts mit mir persönlich zu tun hatte. Ich wusste abgesehen davon, dass er dieses abweisende Verhalten nicht mit Absicht tat. Er war einfach völlig überfordert, was ich teilweise sogar nachvollziehen konnte. So selbstbewusst er auch immer rüber kam, wusste ich mittlerweile, dass er einen völlig weichen Kern besaß. Er war wesentlich angreifbarer, als die meisten vermutlich glaubten. Mit seinem Ego überspielte er viele Situationen einfach.
Umso mehr genoss ich es, wenn, wie in den letzten beiden Tagen, seine Stimmung wieder besser war. Denn all diese Sachen, die er über seine Familie erfuhr, bedrückten ihn schon sehr. Er redete am Telefon immer wieder davon und ich hörte ihm immer wieder zu, weil ich wusste, dass es ihm half. Dass er mir dabei häufig fast das Gleiche erzählte, störte mich nicht. Ich wusste, dass es ihm besser ging, wenn er darüber reden konnte. Meine Hoffnung war, dass es Marc durch unsere Beziehung zukünftig noch besser gehen würde. Ich wusste, dass ich ihn immer wieder würde aufbauen müssen, weil er so hart durch den Tod seiner Eltern bestraft wurde. Dass er zudem jetzt auch noch erfuhr, dass seine Mutter damals schwanger war und dass sein Vater nicht sein richtiger Vater war, machte das alles nur noch viel schlimmer… Ich war stolz auf Marc, dass er nicht aufgab und sich nicht hängen ließ.
Die letzten Tage mit Marc waren einfach schön. Ich wusste von Tim bereits vorher, dass Marc sich extra einiges für mich überlegt hatte, um schöne Tage mit mir verbringen zu können. Tim hatte mir aber, offenbar bewusst, nichts von der Idee mit dem Rummel erzählt. Auch sonst verriet er mir nichts Konkretes. Dadurch war meine Überraschung umso größer.
Marc hatte definitiv noch Schwierigkeiten mit der Nähe, die wir in den letzten Wochen immer mehr zusammen hatten. Auch wenn er langsam auftaute und lockerer wurde, spürte ich, dass es ihm so manches Mal noch Überwindung kostete, mehr Nähe mit mir zu haben. Ich fand das nicht schlimm, weil er sich einfach erst daran gewöhnen musste.
Marc erwachte eine halbe Stunde nach mir. Er bewegte sich etwas und berührte beim Aufwachen ganz kurz und unabsichtlich mit seiner Hand leicht meinen Busen. Ich erschauderte, da ich damit nicht rechnete. Marc wurde dadurch erst so richtig munter und fragte nuschelnd: „Is… alles… k?“ Ich antwortete ihm nicht ganz ehrlich: „Ja, klar, alles in Ordnung. Na… bist du jetzt auch wach?“ – „So langsam, ja… Ich habe einfach den Schlaf gebraucht, weil ich gestern Abend einfach völlig todmüde war.“ – „Wie lange warst du denn gestern noch wach?“ – „Noch bis kurz nach zwölf… Aber ich bin vorher schon fast mehrfach eingeschlafen. Aber du warst ja schon sehr schnell weg.“ – „Hihi… Na ja, es war halt so kuschelig bei dir, dann kam meine Müdigkeit und es war aus.“ Ich konnte ihm im Gesicht ablesen, dass er solche Kommentare wie den letzten ziemlich mochte. „Das warst wieder so typisch du… einfach einschlafen und das Spannendste vom Film verpassen.“ – „Menno!“ Ich zog ihn näher an mich heran und küsste ihn einfach. Ich spürte wieder, wie sehr ich mich zu ihm hingezogen fühlte. Es war einfach toll.
Nach unserem Kuss fragte er mich: „Weißt du, wie spät es ist?“ – „Nein, ich konnte bisher noch nicht schauen.“ – „Wollen wir aufstehen? Oder hast du schon Hunger?“ – „Ja, Hunger hätte ich schon…“ – „Wenn du kurz ein paar Minuten auf mich verzichten kannst, könnte ich was zu essen holen.“ – „Mhm, ich weiß nicht, ob ich wirklich auf dich verzichten will.“ Ich knutschte mit ihm noch für längere Zeit herum und meinte: „Aber wehe, du brauchst zu lange!“ – „Ein paar Minuten musst du dich schon gedulden.“ Er zwinkerte mir zu und verschwand nach draußen, während ich auf dem Wecker schaute und sah, dass es bereits zehn Uhr war. Normalerweise schlief ich nie so lange, aber seitdem ich mehr Zeit mit Marc verbrachte, kam es schon mehrmals vor, dass ich weit mehr als acht Stunden Schlaf hatte.
Da ich wusste, dass Marc das Frühstück ans Bett bringen wollte, bereitete ich das Bett vor. Marc kam nach einer Viertelstunde mit einem großen Tablett. Als er nah neben mir saß, sagte er zu mir: „Ich fühle mich richtig fit. Ich habe, glaube ich, schon lange nicht mehr so gut geschlafen. Seitdem du regelmäßiger neben mir liegst, kann ich echt viel besser schlafen.“ – „Was soll denn das heißen? Bin ich so anstrengend?“ Ich wusste genau, mit was ich ihn ärgern konnte. „Nein, nein, natürlich nicht, so war das nicht gemeint. Ich kann einfach viel besser schlafen. Ich schlafe ruhiger und friedlicher und ich glaube, es hängt mit dir zusammen.“ Ich grinste ihn an, er schloss sich an. „Ich weiß doch, was du meinst. Ich wollte dich doch nur piesacken.“ – „Also, wenn du mich ärgerst, gibt es nichts von diesem schönen Frühstückstablett.“ – „Aber, aber, aber!“ – „1:0 für mich, würde ich sagen.“ Ich küsste ihn einfach und fragte: „Bekomme ich jetzt vielleicht was ab?“ – „Das muss ich mir noch überlegen.“ Ich küsste ihn erneut und fragte: „Und jetzt?“ – „Mhm, mhm… Ich weiß ja nicht.“ Nach einem dritten und vierten Kuss, direkt hintereinander, sagte er: „Ok, ok, du hast gewonnen, du bekommst was ab. Bediene dich.“ Es folgte ein fünfter und letzter Kurs und wir begannen mit dem Frühstück im Bett.
Ich genoss dieses Frühstück einfach sehr. Mein Herz hatte vermutlich über die gesamte Zeit regelmäßig Aussetzer, weil es total romantisch war, obwohl wir keine Kerzen oder ähnlichen Schnickschnack hatten. Ich sah auch Marc vor allem an, dass er sich wohl fühlte. Wir lümmelten nach unserem Frühstück noch eine Weile auf seinem Bett herum und knutschten dabei immer wieder. Ich musste mich sogar einmal enorm zurückhalten, nicht gleich völlig über ihn herzufallen, da er mich so anzog.
Marc schlug vor, nach draußen zu gehen, weil das Wetter recht vernünftig aussah. Ich stimmte ihm zu, auch wenn meine Schuhe völlig ungeeignet waren und ich mich wieder auf eine Schlitterpartie einstellte. Meine Übernachtungssachen nahm ich auch direkt mit. Draußen war es glücklicherweise nicht so glatt, wie ich befürchtete. Marc hielt mich trotz allem aber etwas stärker als sonst fest. Immerhin packte er sich bei unserem sehr langen Spaziergang auch nicht hin. Wir liefen die ganze Strecke bis zu mir nach Hause, weil uns danach war. Ich legte zu Hause nur schnell meine Sachen ab, während Marc freiwillig draußen vor dem Haus kurz wartete. Mama meinte zwar, dass ich doch Marc mit in die Wohnung hätte nehmen können, aber ich fand das nicht so schlimm. Sie sah mir offenbar sofort an, wie ich strahlte, worauf sie mich fragte: „Habe ich irgendwas verpasst? Wieso strahlst du so? Hat es endlich geklappt?“ Richtig laut warf ich ihr ein „Ja“ entgegen und flippte dabei vor Freude so richtig aus. Sie freute sich für mich mit und meinte: „Ich habe dir ja schon letztens gesagt, dass du Marc jetzt immer mitbringen kannst, wann du möchtest. Du musst nicht mehr extra fragen. Jetzt gilt das also erst recht.“ – „Danke Mama!“ Ich drückte sie vor Freude und sie sagte: „Na komm, geh wieder los, lass deinen Freund nicht warten.“ Wir schmunzelten und ich ging freudestrahlend wieder nach unten zu Marc. Vor Aufregung hatte ich ganz vergessen, meine Schuhe zu wechseln, sodass ich das jetzt einfach hinnahm, auch wenn ich vermutlich jetzt schon eine Blase hatte.
Wir verbrachten noch mehrere Stunden draußen. Ich wollte ihn nicht gehen lassen und er mich nicht, bis wir uns um kurz nach acht doch lösten. Er brachte mich noch nach Hause und wir brauchten auch dort noch eine Viertelstunde mitsamt Knutschereien, bis wir uns verabschieden konnten. Als ich nach oben kam und meine Schuhe auszog, war ich völlig fertig und müde. Marc und ich schrieben noch unzählige Nachrichten hin und her, bis ich wusste, dass er heil zu Hause war und ich mich dadurch gleich wohler fühlte. Die Gefahren, denen er sich sonst aussetzte, wenn er spät nach Hause fuhr, verursachten bei mir meist große Sorgen. Deswegen verlangte ich auch immer wieder, dass er mir schrieb, wenn er heil zu Hause ankam. An diesem Abend schlief ich auch wegen der vielen Nachrichten erst nach ein Uhr morgens ein, weil ich so durcheinander, so glücklich und so extrem positiv erregt war. Ich war mit Marc endlich zusammen!
Marc erzählt:
Der Tag mit Janine war unheimlich angenehm. Wir hatten fast den gesamten Tag miteinander verbracht und vom Gefühl her hätte ich auch noch mehr Zeit mit ihr verbringen können, aber ihre vernünftige Ader kam durch, da sie für die Schule wieder das ein und andere vorbereiten wollte.
Ich brachte sie also gegen acht nach Hause und wir knutschten noch eine ganze Weile vor ihrer Wohnungstür herum. Das fühlte sich alles so unwirklich an, aber es war in jedem Fall echt schön. Ich ging zu Fuß nach Hause, weil mein Kopf voll mit Janine war und hoffte, ihn ein bisschen freizubekommen. Kaum, dass ich von ihr zu Hause aus losging, schrieben wir uns Unmengen an Kurznachrichten, sodass die Zeit rasend schnell verging, ich meinen Kopf aber eben nicht frei bekam. Petra war abends auch wieder zu Hause. Als ich die Wohnung betrat, fragte sie direkt: „Und, war Janine wie geplant hier?“ – „Ja, sie war die Nächte hier.“ – „Wie sieht es aus?“ – „Was meinst du?“ – „Na komm, lass dir nicht alles aus der Nase ziehen: Seid ihr jetzt richtig zusammen?“ – „Ja, sind wir.“ – „Siehste, geht doch, Großer! Und wenn du dich noch daran erinnerst: Ich habe dir gesagt, dass Janine einfach wirklich nicht wusste, wie viel sie für dich empfindet!“ Sie freute sich sichtlich für mich mit. „Ja, du hast Recht, ich wollte das nicht glauben.“ Ich erzählte ihr noch ein paar kleine Details aus den letzten Tagen und schrieb im Zimmer wieder direkt weiter mit Janine. Dass wir nicht auf die Idee kamen, zu telefonieren, war in diesem Moment typisch für uns.
Am Samstagvormittag gegen zehn schrieb ich Janine eine Nachricht: „Na, hast du ausgeschlafen?“ Ich hing einen Herzsmiley an diese Nachricht. Etwa zehn Minuten später bekam ich eine Antwort: „Du hast mich wach gemacht…“ Ich rief sie daraufhin einfach an: „Na, Schlafmütze?“ Ich verstellte dabei meine Stimme genauso, wie sie das immer sagte, wenn sie mich ärgern wollte. „Mennoooo“, zog sie den Begriff in die Länge. „Seit wann schläfst du so lange?“, fragte ich sie gänzlich ohne ironischen Hintergedanken. „Ich weiß auch nicht, aber es ist ja kein Wunder, wenn ich erst um eins ins Bett komme, dass ich ziemlich lange schlafe.“ – „Ich weiß ja auch nicht, wer daran Schuld hat, dass du so spät ins Bett kommst.“ – „Ja, ja, natürlich bist du schuld!“ – „Ich glaube, ich lege jetzt einfach wieder auf, wenn ich an allem schuld bin.“ – „Was? Nein, nein, natürlich bist du nicht schuld!“ Wir schmunzelten und ich sagte: „Ich wollte dich eigentlich fragen, ob wir uns heute oder morgen sehen wollen.“ – „Du weißt aber schon, was ich dir gestern gesagt habe?“ – „Ja… dass du Zeit für die Schule und so haben willst.“ – „Ja, und warum fragst du also?“ Sie klang streng, sodass ich ziemlich vorsichtig wurde: „Na ja, ich dachte, du würdest dich vielleicht etwas umstimmen lassen, weil wir ja noch Ferien haben und unsere Hausaufgaben für die Zeit schon gemacht haben.“ – „Ja, na klar lasse ich mich umstimmen. Ich will dich auch sehen.“ Von ihrer Antwort war ich doch ziemlich überrascht. „Oh, ok. Und wann? Heute oder morgen? Oder beides?“ Sie schmunzelte, genau wie ich, und sagte: „Am besten die ganze Zeit. Aber ich würde morgen vorschlagen, wenn es ok ist? Ich habe meiner Mutter versprochen, ihr im Haushalt zu helfen und mit ihr noch tagsüber einkaufen zu gehen. Ich glaube einfach, dass das alles länger dauert. Wäre ich heute nicht so spät aufgestanden, hätte das vielleicht anders ausgesehen.“ Ich meinte ein leises „Püh“, was sie auch hörte, und sagte im Anschluss: „Morgen klingt toll.“ – „Würdest du morgen herkommen? Ich war jetzt schon die ganzen Tage bei dir.“ – „Ja, na klar. Rausgehen könnten wir morgen auch.“ – „Klingt super. Was hältst du von 13 Uhr morgen? Schaffst du das denn überhaupt, wenn du um 12.30 Uhr aufstehst?“ – „Menno!“ Sie kicherte, was ich an ihr liebte. „Ja, na klar, so spät bin ich noch nie aufgestanden!“ – „Da habe ich aber anderes in Erinnerung.“ – „Menno! Das bekommst du alles morgen wieder.“ – „Wehe, du kitzelst mich wieder!“ – „Lass dich überraschen…“ Wir schmunzelten und sie sagte: „Ich liebe dich.“ – „Ich dich auch.“
Ich traf mich an diesem Samstag wieder spontan mit Tim, um mit ihm über all die Dinge zu reden. Er wirkte sichtlich erleichtert, dass Janine und ich endlich zusammengefunden hatten und begründete das damit, dass das Gefühlschaos hoffentlich ein Ende hatte. In diesen Momenten bemerkte ich zum ersten Mal, dass Tim offenbar auch etwas genervt davon war, dass sowohl Janine als auch ich, mit ihm oft über unsere Probleme redeten. Ich wusste, dass er das immer und immer wieder gerne machte und machen würde, aber gerade das Chaos der vergangenen Monate hatte ihn sicherlich auch etwas angenagt.
Am Sonntag fuhr ich für einige Stunden zu Janine nach Hause. Ihre Mutter war auch dort und öffnete mir die Tür, da Janine offenbar gerade im Bad war. Sie lächelte, als ich ihr die Hand gab, sodass ich das Gefühl hatte, dass sie offenbar Bescheid wusste. Als ich mir meine Winterkleidung ausgezogen hatte und Janine aus dem Bad kam, meinte Janines Mutter zu mir: Weißt du, Marc, so oft, wie du schon hier warst, gehörst du auch zur Familie.“. Janine schaute mich in diesem Moment erstaunt an. Ihre Mutter ergänzte: „Du kannst ab sofort gerne „du“ zu mir sagen. Ich bin Melanie.“ – „Ok… dann sage ich ab sofort… du.“ Wir grinsten uns an, während Janine weiterhin ziemlich erstaunt war. Melanie ging ins Wohnzimmer, während ich Janine zum ersten Mal anschaute. Sie war unauffällig, aber hübsch gekleidet, aber dafür etwas stärker geschminkt, was mich direkt von Beginn an wieder anmachte. Ihre Wimpern waren wieder recht lang, was ich an ihr wie jedes Mal unheimlich attraktiv fand. Sie kam die wenigen Schritte auf mich zugestürmt und knutschte mich genauso stürmisch. Als ich sie danach nochmal anschaute, meinte sie: „Gefällt dir das?“ – „Total. Du bist echt hübsch.“ – „Danke.“ Es folgte ein weiterer Knutscher. Sie zog mich in ihr Zimmer und wir knutschten dort minutenlang weiter.
Im Laufe der folgenden Stunden alberten wir primär herum, knutschten und tauschten Nähe aus. In einem günstigen Moment, als sie so halb auf mir lag, wir uns entspannten und ihre Füße, die ohne Socken versehen waren, direkt in meiner Griffreichweite waren, kitzelte ich sie an den Füßen, womit sie so rein gar nicht gerechnet hatte. Ich hielt sie darauf an den Hüften fest und kitzelte sie sekundenlang weiter, wogegen sie sich nicht wehren konnte, was sie so richtig fuchsig machte. Sie hatte schon Tränen in den Augen, weil sie so lachen musste, sich aber nicht richtig wehren konnte. Irgendwann gab ich nach und ließ es zu, dass sie mich leicht kitzelte. Sie war durch meine Operation beim Kitzeln sehr vorsichtig, wofür ich ihr sehr dankbar war. Es endete damit, dass wir am Schluss direkt übereinander lagen – ich oben, sie unten. Ich spürte ihren gesamten Körper und auch ihre Busen – sie musste meine Erregung gleichermaßen wohl auch gespürt haben. Wir waren still und schauten uns einige lange Momente so an. Ich rutschte vorsichtig von ihr herunter und legte mich neben sie. Irgendwie war mir dieses Aufeinanderliegen ein wenig mulmig, obwohl es sich gut anfühlte. Janine meinte nach einigen Sekunden: „Ich fand das echt angenehm…“, worauf ich nicht so richtig wusste, was ich sagen sollte und vom Thema ablenkte.
Ich blieb an dem Abend bis etwa sieben bei ihr und machte mich auf den Nachhauseweg, auch wenn ich gerne länger geblieben wäre. Wir knutschten zur Verabschiedung erneut eine ganze Weile herum und Janine flüsterte mir ins Ohr, als wir uns drückten: „Danke, dass du für mich da bist.“ – „Das bin ich doch gerne. Dafür brauchst du dich doch nicht bedanken.“ – „Na ja, einfach insgesamt und so.“
An dem Abend wollte ich noch meine Tasche für die Schule vorbereiten und einfach ein paar erste Arbeiten wie das Anlegen neuer Hefter erledigen, aber Nachrichten austauschen mit Janine hatte Vorrang…