Kapitel 28

Annäherungen

Am nächsten Morgen wachten wir durch einen Wecker von Janine gegen halb neun auf. Ich war kein bisschen müde mehr, während Janine sich erneut beklagte, zu schlecht geschlafen zu haben. „Ich weiß auch nicht, vielleicht ist es wirklich das Kissen, dass ich deswegen so unbequem schlafe.“ – „War ich so unbequem?“ Ich schaute sie gespielt entsetzt an, da wir morgens fest aneinander gekuschelt aufwachten, worauf sie grummelnd und schmunzelnd zugleich erwiderte: „Ich wusste nicht, dass ich mit einem Kissen zusammen bin.“ Meinen Arm entlang suchte ich nun fiktiv nach Federn: „Also, ich zähle gerade: Da habe ich eine Feder, da habe ich noch eine Feder…“ Sie streckte mir die Zunge heraus und verschwand im Bad. Nachdem sie rauskam, war ihre Laune schon deutlich besser und ich fragte sie: „Da ich ja ein anderes Kissen als du habe, möchtest du meins in der nächsten Nacht haben?“ Plötzlich strahlte sie von einem Moment auf den anderen: „Wäre das wirklich ok für dich? Weil du das Kissen so liebst.“ – „Ja, ist es. Ich habe vorhin kurz probegelegen auf deinem, das wirkt eigentlich auch ganz bequem.“ – „Danke.“ Sie gab mir einen kurzen und zärtlichen Kuss, der mich trotzdem ziemlich anmachte.

Als wir an diesem Tag zum Frühstück losgehen wollten, trug Janine ein sehr ähnliches Outfit wie beim Beginn der Reise. Sie kam mir noch in unserem Zimmer ohne Vorwarnung nahe, küsste mich und setzte sich halb auf meinen Schoß, worauf eine etwas intensivere Knutscherei entstand. Dieses Mal wurden wir glücklicherweise jedoch nicht unterbrochen, sodass ich recht schnell spürte, wie ich mehr Lust auf Janine bekam. Janine spürte das auch und sie war schon mit ihrer Hand unter meinem Pulli, als sie plötzlich aufhörte. „Sorry, mein Magen knurrt einfach unheimlich und ich habe richtig Hunger…“ Jetzt konnte ich zum ersten Mal ganz leicht nachfühlen, wie sich Janine wohl bei den letzten Malen fühlte, als ich plötzlich aus welchen Gründen auch immer abgebrochen hatte.

Wir gingen Hand in Hand zum Aufzug und warteten einige Zeit. Sie flüsterte mir leise zu: „Ich hätte jetzt voll Lust, mit dir weiter herumzuknutschen.“ Ich war ausnahmsweise richtig locker und antwortete: „Ich auch. Noch können wir zurückgehen.“ Janine schaute mich zur Abwechselung recht sprachlos von der Seite an und ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Ich sagte zu ihr: „Ich weiß nicht, jetzt so früh am Morgen konnte ich leichter abschalten. Aber du siehst auch einfach echt toll aus.“ Sie flüsterte mir leise ins Ohr: „Ich finde dich auch richtig sexy. Ich mag dieses Hemd und dieses T-Shirt total.“ Ich wusste jetzt wirklich nicht, was ich sagen sollte, und sie fragte: „Warum konntest du jetzt besser abschalten?“ – „Ich weiß nicht. Vielleicht habe ich mich auch einfach langsam daran gewöhnt, dass wir jetzt hier sind und die Zeit gemeinsam haben.“ – „Oder liegt es daran, dass du morgens eher ausgeruht bist?“ – „Das kann sicher auch ein Grund sein. Zumindest konnte ich vorhin einfach besser abschalten.“ – „Gut zu wissen.“ Sie schaute mich verstohlen an, als wir in den Aufzug stiegen, in dem bereits Leute standen.

Beim Frühstück hatten wir Fensterplätze und konnten daher draußen gut beobachten, wie das Wetter wieder wenig Gnade mit uns hatte. Es war leicht regnerisch, aber immerhin wirkte es nicht windig. Während wir beim Frühstück saßen, überlegten wir eine ganze Weile lang, was wir an diesem Tag unternehmen konnten. Nur im Hotel bleiben wollten wir auch nicht, da waren wir uns sehr schnell einig. Nach dem Recherchieren mit unseren Smartphones beschlossen wir, mit der Bahn etwa eine Viertelstunde in einen nahen Nachbarort zu fahren. Einerseits wollten wir diesen Ort erkunden, andererseits lasen wir davon, dass es dort eine ganzjährige Rodelbahn gäbe. In Anbetracht des Regens waren wir uns nur nicht sicher, ob wir dort wirklich hingehen wollten, aber das hielten wir uns offen.

Während unseres Spaziergangs zur Bahnstation sprachen wir gar nicht so sehr viel, wir genossen eher das Beisammensein. In der Bahn schmiegte sich Janine fest an mich, auch wenn die Fahrtzeit wirklich ziemlich kurz ausfiel. Bei der Fahrscheinkontrolle musste die Bahnmitarbeiterin in jedem Fall schmunzeln, als sie sah, wie sehr Janine mit mir kuschelte, um sich aufzuwärmen. Zusätzlich fror Janine leicht, obwohl wir nur etwa zwanzig Minuten bis zur Bahnstation laufen mussten und nur wenige Minuten überhaupt gewartet hatten.

Der Nachbarort war ein schönes, kleines Städtchen, in dem man gemütlich zwei Stunden verbringen konnte. Janine und ich machten einige Bilder von dem Ort, nahmen uns aber auch die Zeit, ein paar Bilder von uns gemeinsam zu machen, was wir wirklich sehr selten machten. Die ersten Bilder gingen völlig daneben und endeten damit, dass wir durch unsere Inkompetenz eher ins Lachen gerieten, als ernsthaft zu bleiben, aber je mehr Versuche wir machten, desto schöner wurden unsere gemeinsamen Erinnerungsbilder. Da glücklicherweise der nur leichte Regen im Laufe der Zeit komplett aufhörte, schlug Janine vor, dass wir uns doch wirklich die Rodelbahn anschauen könnten, worauf ich ziemliche Lust hatte. Ich mochte zwar keine Achterbahnen oder dergleichen, weil mir dabei vermutlich schlecht werden würde, aber auf eine solche Rodelbahn hatte ich durchaus Bock. Durch das miese Wetter waren wir vor Ort tatsächlich die einzigen, die rodeln wollten, was uns absolut nicht bremste. Der Betreiber der Bahn war dafür umso entspannter und schenkte uns sogar einige Fahrten, weil wir nach unseren jeweils ersten Fahrten so richtig Spaß hatten und uns in einen Rausch fuhren, sodass wir eine große Menge an weiteren Fahrten buchten. Wir stachelten uns dabei sogar an, einen Tagesgeschwindigkeitsrekord aufzustellen, weil die Bahn eine Messstation beinhaltete. Bei allem Zufall schafften wir beide es, mit der gleichen Geschwindigkeit den Rekord aufzustellen. Zusätzlich wurden wir bei jedem Durchlauf automatisch fotografiert, was in meinem Fall einfach unheimlich lustig aussah, weil wir feststellen mussten, wie die recht hohe Geschwindigkeit doch Spuren in meinem Gesicht hinterließ. Zusätzlich sah man meine volle Überzeugung, während der Fahrt möglichst wenig auf die Bremse zu treten, was den Effekt umso mehr verstärkte. Janine ließ sich genauso wie ich ein Erinnerungsbild von einer Fahrt ausdrucken und wir teilten eine gemeinsame Erfahrung mehr, über die wir selbst auf dem Weg zum Hotel immer und immer wieder lachen mussten. In der Stadt unseres Hotels angekommen, gingen wir aber nicht sofort zum Hotel, sondern holten uns eine warme Mahlzeit für unterwegs, da es uns an einen anderen Strandabschnitt zum Wasser zog. Das Wetter blieb wechselhaft, mittlerweile war es etwas windiger geworden, aber die Temperaturen waren in Ordnung und auch Janine fror glücklicherweise nicht. Wir machten einen langen Spaziergang über mehrere Kilometer am Wasser entlang. Die Wellen, das Rauschen und die weitgehende Stille waren einfach faszinierend.

Nachdem wir in unserem Spaziergang eine Weile recht still waren, fragte ich sie: „Ist alles in Ordnung, Süße?“ – „Ich mag das total, wenn du mich so nennst.“ – „Ich weiß. Aber das war nicht meine Frage.“ Ich grinste. „Ja, eigentlich schon, ich habe nur ziemlich heftige Kopfschmerzen gerade. Ich glaube, ich vertrage das wechselhafte Wetter einfach nicht.“ – „Aber warum hast du denn nichts gesagt? Ich kann es ja nicht ahnen, wenn es dir nicht so gut geht.“ – „Ich fand es nicht so schlimm, als dass ich es hätte sagen müssen… Ich hatte eigentlich gehofft, dass unser langer Spaziergang komplett gegen hilft, aber die Schmerzen sind nur ein bisschen weggegangen.“ – „Sag doch einfach Bescheid, ich möchte ja nicht, dass du dich bei irgendwas quälst.“ – „Mach ich, Papi.“ Sie streckte mir die Zunge raus und steckte mich mit einem kurzen Lachen an. Ich schlug darauf vor, zur Apotheke zu gehen und von da an direkt ins Hotelzimmer. Janine wollte mir erst widersprechen und ihre Kopfschmerzen als unwichtig abtun, aber ich zwang sie dazu, sich bei der Apotheke wenigstens leichte Tabletten gegen die Schmerzen zu kaufen. Darauf gingen wir direkt wieder ins Hotel. Wir hatten Glück, da es wenige Minuten nach Ankunft im Hotel richtig zu schütten anfing.

Als wir im Zimmer waren und entspannten, meinte Janine: „Du brauchst nicht so aufpassen auf mich. Ich weiß schon, wenn etwas wirklich schlimm ist. Verstehst du?“ – „Aber, aber… Du bist meine Freundin, da ist doch klar, dass ich auf jeden Fall schaue, dass es dir so gut wie möglich geht.“ – „Na ja, aber trotzdem. Ich finde das zwar lieb von dir, dass du so auf mich achtest, aber das brauchst du wirklich nicht tun, ich verstehe mich selbst immer noch am besten.“ – „Na gut, wenn du meinst.“ Janines Kopfschmerzen wurden zwar durch die Tabletten besser, wie sie mir sagte, aber sie wollte sich trotzdem auf unser Bett legen, um sich entspannen zu können. Nach einer Zeit schlief sie ein und ich wollte sie nicht wecken, weil sich ihre Kopfschmerzen vielleicht durch den Schlaf auflösten. Während Janine schlief, schrieb ich einige Nachrichten unter anderem mit Petra, die einfach nur wissen wollte, wie der heutige Tag war – dies hatte sie in den letzten Tagen auch schon gemacht. Ich war ihr einfach dankbar, dass sie mir diese Fahrt ermöglicht hatte, sodass ich das alles andere als schlimm fand, ihr täglich ein kurzes Lebenszeichen zu senden. Ich war mir sicher, dass sie gerne neugieriger gewesen wäre, aber aus Rücksicht von meiner und Janines Privatsphäre sich mit Fragen zurückhielt.

Zusätzlich schrieb ich einige Nachrichten mit Tim, dem ich von den intensiven Knutschereien erzählte, aber auch von meinen Unsicherheiten. Ich erzählte ihm, dass Janine mich hätte nackt sehen können, was ihn etwas überraschte. Er sagte aber auch, dass es doch ganz gut war, dass sie mich noch nicht vollständig nackt gesehen hatte, ähnlich wie das, Janine was selbst sagte. Ich erzählte ihm aber auch, dass ich das Gefühl hatte, dass Janine ziemlich schnell sauer oder enttäuscht werden konnte, wenn ich mich nicht auf die Nähe einlassen wollte. Er sagte nur, dass ich das nicht überbewerten sollte, sie würde mir schon nicht den Kopf abreißen, wenn ich nicht in Stimmung oder so sein sollte.

Ich rang mich außerdem dazu durch, meinem Vater ein paar Nachrichten zu schreiben, weil ich mich schon lange nicht mehr bei ihm gemeldet hatte. Er schrieb mir auch direkt zurück, was mich in diesem Moment wirklich sehr freute. Ich schickte ihm ein paar Bilder, die ich an diesem Tag gemacht hatte, und beschrieb ihm ein paar der Momente, die Janine und ich hatten. Irgendwie sagte ich ihm einfach direkt, was ich dabei so fühlte, und es fühlte sich gleich vertraut an. Obwohl ich von seiner Existenz nur recht kurze Zeit wusste, war er für mich eine Vertrauensperson geworden, die ich sehr schätzte, auch wenn ich mich noch schwer damit tat, ihm regelmäßig zu schreiben. Diese veränderte Ausgangslage war so gewöhnungsbedürftig, dass es für mich noch nicht selbstverständlich geworden war.

Gerade, als ich mich von ihm verabschiedete, wachte Janine langsam auf und ich fand es unheimlich spannend, sie intensiv dabei zu beobachten, wie sie aus dem Schlaf langsam in den Zustand des Erwachens überging. Obwohl ich Janine in meinem Leben bereits ziemlich oft angeschaut hatte, war es wohl das erste Mal, dass ich so dermaßen gründlich ihr Gesicht begutachtete. Ihre Augen zogen mich an, da sie eigentlich keinerlei Schminke brauchte, weil sie bereits von Natur aus lange, verführerische Wimpern hatte. An diesem Tag waren diese Wimpern durch ihre Schminke noch erregender… Mir fiel außerdem zum ersten Mal auf, dass Janine am linken Rand ihrer Stirn eine ganz kleine Narbe besaß. Diese war so klein, dass sie mir in all den vielen Tagen und Stunden, die ich mit ihr verbracht hatte, noch nie aufgefallen war. Ohne darüber nachzudenken, strich ich vorsichtig über ihre Narbe, wodurch Janine recht zügig erwachte. Sie hatte wieder diesen liebevollen, freundlichen Blick, in dem ich mich so verlieren konnte. „Na, Bärchie… Wie spät ist es?“ – „21 Uhr. Ich dachte mir, dass du dich bestimmt noch bettfertig machen willst.“ – „Ja, du hast Recht. Außerdem will ich morgen nicht um fünf Uhr schon wach sein, weil ich heute bereits so viel geschlafen habe.“ – „Das kann ich verstehen. Ich habe eben zum ersten Mal gesehen, dass du ja an der Stirn eine kleine Narbe hast.“ – „Hast du die wirklich noch nie gesehen?“ Sie kicherte und steckte mich damit an. „Nein, tatsächlich nicht.“ – „So gründlich schaust du mich also an!“ Ich streckte ihr lachend die Zunge raus und meinte: „Wenn du diese Narbe auch immer überschminkst, ist es ja kein Wunder, dass ich sie nicht entdecke!“ – „Nein, ich habe sie nie bisher direkt überschminkt. Du schaust mir offenbar nicht ins Gesicht, wenn du mich anschaust.“ Sie schaute richtig herausfordernd und ich verstand die Zweideutigkeit leider nicht sofort, sodass ich recht naiv antwortete: „Doch, na klar schaue ich dorthin, wo soll ich denn sonst hinschauen?“ – „Na ja, zum Beispiel hier hin.“ Sie legte eiskalt ihre Hände auf die von ihrer Kleidung verdeckten Brüste und meinte: „Hast du ja schließlich im Bad auch gemacht.“ Mir war das wieder einerseits peinlich, andererseits brachte sie mich einfach zum Lachen. Nach einigen Momenten meinte Janine, die selbst am Lachen war: „Willst du mich jetzt endlich küssen oder so? Oder dich auf mich herauflegen? Du beugst dich schon die ganze Zeit über mich herüber, ohne was zu machen.“ – „Wenn du mich nicht so ablenken würdest, könnte ich auch fragen, ob…“ Sie kitzelte mich so überraschend, dass ich den Halt verlor und einfach auf sie herauffiel. Mein Sturz aus wenigen Zentimetern Höhe war sanft, ich konnte mich auch so halb abfangen, aber Janine spielte so richtig übertrieben, wie ich sie völlig zerquetschen würde, sodass wir erst recht nicht mehr aus dem Lachen herauskamen. Ich blieb einfach so auf ihr liegen und bemerkte sofort, wie mich ihr Körper gleich direkt anzog. Ich sagte: „Ich wollte dich eigentlich fragen, wie du zu deiner Narbe gekommen bist.“ – „Als kleines Kind bin ich ganz, ganz schlimm gegen eine Schrankkante gerannt. Mein Dickschädel hat leider verloren, obwohl ich ziemlich trotzig war.“ – „Du warst trotzig? Kann ich mir gar nicht so sehr vorstellen.“ – „Ich habe mich schon deutlich verändert, aber als kleines Kind war ich wohl nicht das angenehmste Kind. Mein Vater war viel geduldiger als meine Mutter, er hat sie immer heruntergebracht, wenn sie wieder wegen mir fast wahnsinnig geworden wäre.“ – „Dass du mit dem Kopf durch die Wand willst, merkt man dir heute nur noch selten an.“ – „Heute ist das natürlich anders. Ich habe aber zum Beispiel nicht aufgegeben, als ich mir sicher war, dass ich mit dir zusammen sein will.“ – „Oh ja, das stimmt. Obwohl ich dich mies behandelt habe, hast du trotzdem den Kontakt die ganze Zeit gesucht.“ – „Ich habe dich ja irgendwie zum Kuss gezwungen…“ Sie zwinkerte mich an und ich meinte: „Ich hatte eher das Gefühl, dass wir beide das wollten.“ – „Nein, da muss ich dich korrigieren.“, sagte sie und ich rollte mich von ihr hinunter. Ohne Vorwarnung legte sie sich plötzlich auf mich, was mich noch mehr anmachte, als es zuvor schon war. „Ich habe darauf geachtet, dass wir an Silvester erst ganz zum Schluss miteinander anstießen. Ich habe extra erst mit jedem anderen angestoßen und bin erst zu dir, weil ich den Moment mit dir allein haben wollte. Ich hatte nämlich gesehen, dass alle nach dem Anstoßen ganz zügig in den Flur gingen.“ Ich war sprachlos und sie ergänzte: „Das hast du nicht bemerkt?“ – „Nein, ich dachte einfach, dass wir das verpeilt hatten. Du standst nicht mehr neben mir, als wir gerade den Countdown heruntergezählt haben.“ – „Ich bin bewusst vorher wenige Schritte von dir weggegangen. Mit dem Anstoßen habe ich gewartet, weil ich dich einfach küssen wollte. Ich war ganz hibbelig, den halben Abend über hatte ich dieses Gefühl. Ich wusste, dass du mich nicht von allein küssen würdest, deswegen habe ich auf diesen Moment gehofft.“ – „Trotzdem habe ich mitgemacht, weil ich mich so angezogen gefühlt habe.“ – „Das stimmt. Weil ich ja schon von den Monaten zuvor wusste, welche Kleidung du an mir magst, habe ich natürlich auch welche angezogen, die du toll findest und mich natürlich auch so geschminkt, dass es dich umhauen würde.“ Ich war wirklich beeindruckt von ihrem Willen und ihrem Aufwand.

Janine erzählt:

Wir waren bereits die ersten Tage miteinander verreist und es war wirklich schön. Ich spürte, dass ich Marc im Verlauf der Tage noch viel mehr liebte, als es zuvor schon war. Ich war froh, mit ihm zusammen zu sein. Er tat mir einfach so unheimlich gut. Seine fast immer ruhige und unaufgeregte Art hatte etwas unheimlich Beruhigendes, immer und immer wieder. Obwohl ich ihn nun auch schon einige Zeit kannte, spürte ich immer wieder, wie ich mich bei ihm geborgen fühlte. Ich stellte mir auch vor, wie schön es wohl sein würde, wenn ich mit ihm zum Beispiel auch in zehn Jahren noch zusammen sein würde. Ich hofft es so sehr, dass wir das hinbekommen würden. Auch eine Hochzeit konnte ich mir mit ihm vorstellen… Aber ich glaubte nicht, dass Marc in die gleichen Richtungen wie ich dachte und fühlte.

Immer, wenn ich versuchte, ihm näher zu kommen, reagierte er ganz komisch. Er versuchte dies zu überspielen, aber ich bemerkte, dass irgendwas nicht mit ihm stimmte. Ich war nicht sicher, ob es an mir lag. Aber ich konnte es mir nicht vorstellen, weil ich nicht wusste, was ich falsch gemacht hätte. Marc erwiderte mein Kuscheln mit ihm meist nicht so intensiv. Ich strich ihm über bestimmte Stellen seines Körpers und irgendwie wünschte ich mir, dass er dies bei mir auch tat. Aber von ihm kam kaum Reaktion, sodass ich vereinzelt auch ein wenig die Lust verlor, mir große Mühe zu geben. Was mich störte, war, dass Marc mein Freund war und ich nicht wusste, was er hatte. Meine einzige Vermutung war seine Angst. Egal, wie ich ihm näherkam, immer ließ er es zu und reagierte sonst nicht weiter drauf oder er blockte dies gleich ab. Er gab mir das Gefühl, dass er körperlichen Kontakt zu mir wollte, aber sobald ich einen Schritt auf ihn zuging, stoppte er uns früher oder später. Das machte mich traurig und tat auch weh, weil ich daran irgendwie nichts ändern konnte. Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Ich hatte Hoffnung, dass es sich bessern würde, wenn ich wirklich sehr viel Geduld mit ihm haben würde. Ich war einfach viel schneller… In den ersten Wochen unserer Beziehung war das für mich auch noch sehr ungewohnt. Aber dadurch, dass ich über so viele Wochen wusste, dass ich ihn als Freund haben wollte, ging mir das ein um das andere Mal durch den Kopf, wie es in einer Beziehung mit ihm wohl sein würde. Ich war von vorneherein mutiger als er. Es gab trotzdem einige Situationen, in denen ich mich noch ziemlich unsicher fühlte. Allein, dass Marc direkt nach unserer Ankunft Teile meiner Unterwäsche in die Hand nahm, überforderte mich. Klar, er hatte sicher bei mir zu Hause schon vereinzelt Unterwäsche gesehen, aber mir war das irgendwie peinlich. In dieser Hinsicht war er also witzigerweise viel entspannter als ich.

Als wir am nächsten Morgen aufstanden, war es bereits unser letzter Reisetag. Ich hatte vor der Fahrt gehofft, dass wir schon intimer miteinander werden würden. Ich hatte nicht vor, auf der Fahrt das erste Mal mit ihm zu haben, dafür war ich noch lange nicht bereit. Ich hatte aber gehofft, dass wir uns zumindest irgendwie noch etwas näherkommen würden. Oder zumindest hoffte ich, dass er mich von sich aus mehr berühren würde. Ob ich damit klargekommen wäre, wenn er beispielsweise versucht hätte, dass ich mein Oberteil ausziehe, wusste ich hingegen nicht. Vermutlich hätte mich das auch etwas mehr Überwindung gekostet, falls Marc mich nur im BH hätte sehen wollen.

Seine extreme Vorsicht störte mich an diesem Tag wieder. Meine Migräne kam auch noch dazu, sodass ich die Befürchtung hatte, dass der letzte Reisetag komplett im Eimer sein würde. Marc bekam meine nicht so tolle Laune auch leider gleich zu spüren. Er fragte mich, was ich denn haben würde, weil ich vor Kopfschmerzen jammerte. Ich sagte ihm darauf nur grantig, dass ich Kopfschmerzen hatte. Ich ignorierte ihn auch einige Minuten. Er spürte aber auch, dass er mich ausnahmsweise lieber für ein paar Momente in Ruhe lassen sollte. Er ging in der Zwischenzeit einfach duschen.

Die Tabletten aus der Apotheke halfen zum Glück schnell. Ich entschuldigte mich nach seinem Duschen bei Marc dafür, dass ich so grob mit ihm umging. Da war er wieder richtig süß. Er war nie über irgendetwas böse und sah über alles hinweg. Ein Mensch wie Marc mit solch einer Eigenschaft hatte ich bisher nicht getroffen. Meine Wut legte sich auch recht schnell, weil er dafür ja auch nichts konnte. Er kam mit diesen Beziehungsdingen nicht so schnell klar wie ich. Das musste ich halt akzeptieren und eben damit umgehen. Ich versuchte mir an diesem Tag vor allem auch damit gute Laune zu geben, indem ich daran dachte, dass Marc mich immerhin schon zwei Mal deutlich intensiver und aktiver knutschte. In meiner Wut hatte ich das zunächst ausgeblendet. Mir wurde bewusst, dass er sich ja schon ein wenig geöffnet hatte. Ich war offenbar wirklich zu ungeduldig. Gerade in Gesprächen mit einigen Klassenkameradinnen bemerkte ich halt, dass sich die Beziehung mit Marc im Vergleich wesentlich langsamer entwickelte. Aber bei allem Frust, den ich hatte, spürte ich aber auch, wie sehr Marc sich in mich verliebt hatte und dass die Beziehung mit ihm viel fester wirkte, als es bei manchen Beziehungen von Klassenkameradinnen klang.

An diesem letzten Reisetag stiegen die Temperaturen endlich deutlich an und ich schlug Marc vor, ob wir nicht an einer der vielen Badestellen ein kleines bisschen schwimmen gehen wollten. Er war nicht so richtig begeistert, weil er meinte, dass das Wasser sicherlich noch viel zu kalt sein würde. Ich spürte schon wieder, wie die Unzufriedenheit leicht in mir nach oben kroch. Ich hatte das Gefühl, dass es ihm nicht um die Temperatur, sondern um die gemeinsame Nähe ging und er deswegen wieder Sorge hatte. Ich hatte die Chance gesehen, ihm im Wasser näher kommen zu können, indem ich mit ihm herumtoben wollte. „Ich weiß nicht. Draußen ist es echt warm, da hast du Recht, aber die letzten Tage waren so kalt, ich glaube, dass wir das im Wasser keine zwei Minuten aushalten.“ – „Probieren wir es halt einfach aus!“ – „Hey, bist du angefressen?“ – „… Ja, sorry.“ Er schaute mich einige Momente fragend an und gab sich einen Ruck: „Okay, Vorschlag: Ich ziehe meine Badesachen drunter und wir nehmen die nötigten Badesachen zumindest mit. Aber ich verspreche dir nicht, dass ich wirklich mit ins Wasser komme. Ernsthaft, du weißt, dass ich mit kaltem Wasser nicht so richtig klarkomme. Du machst dich doch nicht ohne Grund immer darüber lustig, wie heiß ich im Vergleich zu dir dusche.“ Er steckte mich mit seinem Schmunzeln an. Das waren in jedem Fall seine größten Stärken, sein Humor und sein Talent zur Aufmunterung. „Aber Süße, was ich nicht verstehe, ist: Du duschst meist recht kalt, aber sonst frierst du innerhalb von Minuten und baden willst du bei diesen Temperaturen gehen? Weißt du noch, wie heiß das Bad war, nachdem du an unserem ersten Tag abends in die Dusche geflüchtet bist?“ Ich schmunzelte, weil er Recht hatte. „Beim Schwimmen wird mir halt schnell warm, deswegen bin ich eigentlich auch gerne im Schwimmbad.“ – „Hey, das ist doch eine tolle Idee. Hier im Ort haben wir doch ein tolles Spaßbad gesehen, wieso gehen wir da nicht hin? Die haben auch einen richtigen Schwimmbereich.“ Daran hatte ich auch schon gedacht, aber da konnte ich ihm nicht so näherkommen, wie ich es mir erhofft hatte. Allein die Bademeister würden mir die Pläne sicherlich zunichtemachen… „Ich möchte ja das Meer mit dir genießen. Schwimmbad oder Spaßbad können wir doch auch bei uns zu Hause machen. Das Meer sieht man nicht alle Tage!“ Ich musste ihn halt anders überzeugen. „Ok, wie gesagt. Ich nehme meine Sachen mit und wir schauen nachher. Wir können erst mit den Füßen reingehen, um zu sehen, ob es so kalt wie befürchtet ist.“ – „Prima!“ Immerhin, ich war einen Schritt weiter.

Als wir an einer der Badestellen ankamen, pfiff der Wind wirklich schon recht frisch. Aber ich ließ mir bewusst nichts anmerken und ging mit Marc mit den Füßen ins Wasser. Er hielt kaum wenige Schritte aus… Ich bemerkte, dass ich einfach so richtig kochte. Ich fand es sogar angenehm, auch wenn es eben wirklich recht kühl war. Marc sagte recht vorsichtig: „Du siehst ja, wie ich zusammengezuckt bin. Das ist mir wirklich zu kalt.“ Ich verstand mich selbst nicht, wieso ich so wütend war. Meine Migräne nagte offenbar viel mehr an mir, als ich es zulassen wollte. Eigentlich hatten wir immer noch ein paar Chancen an dem Tag, uns nahe zu kommen, aber ich glaubte, ich war an diesem Tag einfach außergewöhnlich reizbar. „Gut, so habe ich ja wenigstens jemand, der auf meine Sachen aufpassen kann.“ Ich drückte ihm einfach ohne Vorwarnung meine Tasche in die Hand und zog mir recht flott meine Sachen aus, sodass ich nur in den Badesachen war. Ich ließ ihn völlig perplex stehen und sprang in die Fluten, wobei ich bei weitem nicht die Einzige war. Es gab einige, die sich schon ins Wasser trauten, aber Marc hatte schon Recht, dass es wirklich recht kalt war. So blieb ich nur insgesamt wenige Minuten im Wasser und kam nach draußen, während ich Marcs sorgenvolle Blicke sah. Ich konnte es sogar nicht vermeiden, kurz mit den Zähnen zu bibbern, während Marc mich gleich in alle Handtücher einwickelte, die wir mitgebracht hatten. Wir gingen wenige Meter zu den Umkleidekabinen und ich zog mich so schnell es ging um, während Marc natürlich draußen wartete. Durch die richtige Kleidung wurde mir langsam, aber sicher wieder wärmer. Meine Wut war leider allerdings immer noch da, obwohl ich versucht hatte, diese beim Schwimmen loszuwerden. Marc schlug vor, ob wir nach einem Spaziergang nicht noch irgendwo in einem Restaurant essen gehen wollten. Ich mochte die Idee sehr und stimmte ihm zu, war aber trotzdem weiterhin maximal angefressen, obwohl er dafür eigentlich kaum was konnte. So kam es tatsächlich dazu, dass wir bis auf relativ wenige Sätze während des Spaziergangs und des Essens in einem der vielen Restaurants fast keine Worte austauschten. Sogar, als er mich nach dem Essen auf dem Nachhauseweg von der Seite anstupste und „Hey“ sagte, um eine Reaktion von mir zu bekommen, war ich recht kühl zu ihm. Als wir im Hotel ankamen, war es noch späterer Nachmittag. Wir hatten immerhin noch einiges an Zeit an diesem Tag.

In unserem Zimmer fragte mich Marc: „Was ist denn los mit dir? Du redest seit vorhin fast kein Wort mehr mit mir.“ Auch da sagte ich nichts. Er kam nah und küsste mich zärtlich auf die Wange. Er sagte leise: „Tut mir leid, dass ich nicht mit ins Wasser gekommen bin. Das war mir einfach zu kalt. Ich hatte nicht die richtige Stimmung dazu. Bist du mir immer noch böse?“. Darauf sagte ich: „Weißt du, ich fand das schade. Ich habe gedacht, dass wir im Wasser rumalbern können.“ – „Wir machen das halt ein anderes Mal. Oder wir gehen heute sogar noch in das Bad hier, die haben doch bis zum späten Abend sogar offen. Wir haben doch bestimmt auch die Zeit, dass wir bei uns ins Schwimmbad gehen können. Oder im Sommer können wir doch auch an einen See bei uns fahren. Wir nehmen noch Tim und vielleicht ein paar andere mit und so wird es doch erst so richtig lustig. Was hältst du davon?“ – „Na ja, es geht ja wohl nicht anders.“ – „Also bist du mir noch böse?“ – „Nein, natürlich nicht. Ich fand das vorhin halt doof.“ – „Tut mir leid.“ – „Schon ok.“ Wir küssten uns ein wenig länger. „Was ist jetzt mit dem Spaßbad? Rutschen und so?“ Er pikste mir leicht in die Seite. Ich meinte: „Ne, ich glaube, dafür bin ich heute auch nicht mehr zu haben.“ Er dachte kurz ein paar Sekunden nach und mir fiel ein, dass ich morgens einen ausliegenden Flyer aus dem Hotelfoyer eingesteckt hatte. Marc hatte das gar nicht mitbekommen, weil er immer wieder von den durchsichtigen Fahrstühlen fasziniert war. „Hier findet heute Abend im Hotel eine Diskothek statt. Darauf hast du doch aber Lust, oder?“ Meine Frage klang unheimlich scharf, eigentlich war das gar nicht meine Absicht. Aber verstimmt war ich weiterhin. Als ich in Marcs Gesicht sah, war mir klar, dass er den Vorschlag alles andere als gut fand.

Marc erzählt:

Ich verstand nicht, warum Janine am Strand und im Restaurant fast kein Wort mehr mit mir sprach. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es einfach nur daran lag, dass ich nicht ins Wasser wollte. Ich war mit ihr zusammen mit den Füßen drin, aber es war mir einfach zu kalt. Dazu war es noch recht windig und durch die Sonne wurde man auch nicht gerade aufgewärmt. Ich hatte genügend Gründe, warum ich nicht ins Wasser wollte. Vor allem, als sie allein aus dem Wasser kam, fror sie extrem, sodass ich froh war, dass sie auch meine eigentlich für mich gedachten Handtücher mitbenutzen konnte, um etwas weniger zu frieren. Meine Sorgen wurden dadurch nicht weniger.

Als wir wieder ins Hotel kamen, wurde mir klar, dass ich mich bei ihr entschuldigen musste – für etwas, dessen ich mir gar nicht bewusst war. Ich schritt zur Tat – ich küsste sie, schlug ihr vor, was man in den Wochen nach der Reise so veranstalten könnte, und überzeugte sie. Janine war ab da an nicht mehr sauer – glaubte ich. Sie schlug mir plötzlich den Diskoabend in dem Hotel vor und zog einen Flyer aus ihrer Tasche. Wann hatte sie den denn eingesteckt? Ich verzog meine Miene leicht, als ich auf den Disco – Flyer in ihrer Hand schaute. Diskotheken waren nicht gerade mein Highlight im Leben.

Janine sagte: „Darauf hast du doch aber Lust, oder?“ Ich schaute sie mit hochgezogenen Augenbrauen an und sagte: „Na ja… ich…“. Ich traute mich gar nicht, auszusprechen, dass ich da nicht hingehen wollte. Ich hatte die Befürchtung, dass Janine aus irgendeinem Grund wieder richtig sauer auf mich sein würde. Ich schaute sie an und sie fragte provokant: „Ja?“ – „Na ja, eigentlich habe ich nicht so besonders große Lust auf Disco.“ Ich hatte doch den Mut zusammengenommen, um es auszusprechen. Janine schaute mich allerdings noch enttäuschter als bei der Sache mit dem Schwimmen an, und ich wusste, dass ich aus dieser Sache nicht mehr so leicht rauskommen würde. Sie sagte darauf recht laut und vorwurfsvoll: „Du bist ein totaler Spaßmuffel!“. Ich wusste nicht, was ich darauf sagen sollte, denn das Problem war – in Teilen hatte sie Recht. Viele der Dinge, die sie gerne machte, lagen mir überhaupt nicht. Ich blieb öfters lieber ernst und ging nicht so sehr aus mir heraus. Vor Janine allein hatte ich kein Problem mit vielen Tätigkeiten, darunter auch tanzen, aber vor bzw. mit so vielen Leuten war mir das eher unangenehm.

Als einige Sekunden Stille vergangen waren, sagte Janine: „Man! Alles, was man unternehmen kann, lehnst du ab!“ – „Es sind immer die Sachen, die mir überhaupt nicht liegen. Du weißt genau, dass ich nicht gerne tanze. Schon gar nicht in einer Disco.“ – „Aber, wenn es danach gegangen wäre, hättest du doch vorhin auch mit ins Wasser kommen können! Oder liegt dir das etwa auch nicht?“. Sie betonte das Wort so richtig provokativ und machte mir ziemlich deutlich, dass sie schon so richtig sauer war. Das letzte, was ich wollte, war, dass ein ernsthafter Streit entstand. Janine und ich verstanden uns normalerweise durchgehend einwandfrei, aber an diesem Tag stimmte etwas nicht mit ihr. Ich sagte zu meiner Verteidigung: „Ich gehe eigentlich gerne schwimmen. Es war heute bloß zu kalt dazu.“ – „Das glaube ich dir aber nicht, dass das der Grund war!“. Während Janine langsam immer lauter wurde, redete ich ganz ruhig mit ihr. Ich war in keiner Form sauer auf sie – ich hatte nun keinen Grund. Ich verstand nur nicht, dass Janine nicht akzeptierte, dass ich – im Gegensatz zu ihr – kein Interesse fürs Tanzen hatte.

Da ich nicht wusste, auf was Janine mit ihrer Andeutung hinauswollte, fragte ich: „Ach ja, und was war mein Grund, dass ich nicht ins Wasser vorhin kam?“ – „Na ja, du dachtest doch, dass ich dir beim Schwimmen wieder nahekommen würde! Du hattest doch wieder diese Verklemmtheit!“. Ich fand das hart, was sie da sagte. Ich konterte: „Weißt du, dass du dich ganz schön geirrt hast? Ich habe nicht daran gedacht, dass du mir irgendwie näherkommen könntest. Es war mir heute einfach zu kalt, sonst wäre ich auch ins Wasser gekommen.“ – „Ach ja?“ – „Ja. Du hast doch selbst gesehen, dass ich mit den Füßen ins Wasser gegangen bin und selbst das kaum aushalten konnte, weil es so kalt war.“. Janine hatte sich richtig hineingesteigert und das war der erste – mehr oder weniger – größere Konflikt, den wir miteinander hatten. Janine: „Was ist jetzt mit der Disco?“ Ich überlegte einen Moment und sagte: „Man, wenn du willst, komme ich von mir aus mit. Aber du brauchst von mir nicht zu erwarten, dass ich dort tanze. Es kann also sein, dass ich da nur eine Limo oder so trinke. Zufrieden?“ – „Na ja, ein bisschen.“

Da ich ein wenig genervt von dieser kurzen Diskussion war, freute ich mich fast darüber, dass ich auf Toilette musste. Ich verzog mich ins Badezimmer, ging nach dem Toilettengang wortlos Wechselkleidung aus unserem Zimmer holen, schloss demonstrativ die Badtür von innen ab und ging einfach duschen. Ich fühlte mich nicht mehr frisch und wollte zumindest frisch geduscht zum Discoabend mit ihr hingehen. Gleichzeitig wollte ich ihr aber auch einen kleinen Denkzettel erteilen, der sie ein bisschen von ihrem hohen Ross herunterholen sollte.

Später sah ich Janine auf dem Bett liegen. Ich ging näher zu ihr und setzte mich auf dem Bett direkt neben sie.

Wir sagten nichts, ich fixierte eine Weile lang eine Zimmerwand, als Janine sich aufrichtete und mir einen Kuss auf die Wange gab. Ich drehte mich zu ihr und sie lächelte ein wenig verlegen. Sie sagte: „Ich wollte nicht so hart sein gerade. Das tut mir leid, entschuldige.“. Da ich nie richtig böse sein konnte, sagte ich zu ihr: „Es ist schon ok. Aber hey, ich will dir noch was sagen.“ Sie schaute mich neugierig an und ich meinte: „Weißt du… Du musst doch wissen, dass ich nicht gerne tanze oder so. Ich verstehe nicht, warum du da so sauer wirst. Das Tanzen macht mir einfach keinen Spaß. Ich möchte nicht, dass wir uns wegen solch einer blöden Sache streiten. Ok?“. Sie küsste mich wieder auf die Wange und sagte: „Ich will mich auch nicht wegen solch einer Kleinigkeit streiten. Ich weiß, dass du das nicht magst, aber heute hat mich einfach geärgert, dass du bei nichts mitmachen wolltest.“ – „Ich wäre ja mit dir ins Wasser gegangen, aber es war mir einfach zu kalt dafür. Wir können doch demnächst ins Schwimmbad gehen. Wir können das doch nachholen, was wir hier verpasst haben. Ist das eine Idee?“ – „Ja, das wäre toll.“ Ich sagte mehr oder weniger abschließend: „Ich begleite dich in die Disco. Aber erwarte bitte nicht, dass ich mit auf die Tanzfläche komme. Ich will auch vor allem ein bisschen aufpassen, dass da in der Disco nichts passiert. Verstehst du?“ – „Ja, das ist ja ok. Du bist ein echt lieber Mensch. Komm her.“ Wir küssten uns eine ganze Weile und ich fand es wieder ziemlich angenehm. Janine wirkte nun endlich wesentlich friedlicher als den ganzen Tag über. Irgendwie war ich froh, dass sie endlich vollständig ausgesprochen hatte, was sie nervte. Damit ging es ihr offensichtlich deutlich besser. „Ich gehe mich umstylen.“ Sie wuschelte mir durch die Haare und verzog sich ins Bad, wo sie die darauffolgenden 80 Minuten verbringen sollte. Als sie wieder herauskamen, fand ich sie scharf. Sie hatte sich einen komplizierten Zopf für ihre Haare einfallen lassen und war etwas mehr geschminkt. Nachdem ich meinen Blick von ihr lösen konnte, ging ich ins Bad, wo ich zumindest einen wuscheligen Kopf hinbekam. Ich zog mir leicht farbige Sachen an, die ich bei hatte.

Um 22 Uhr gingen wir runter in den Keller des Hotels, wo uns ein freundlicher Türsteher empfing. Janine freute sich darüber, dass sie kostenlos hineinkam. Drinnen war noch so gut wie nichts los. Ich ging an die Bar und holte Janine und mir jeweils eine Limonade, während sie sich ein bisschen umschaute. Wie ich danach feststellte, war nur ein Raum vorhanden, der allerdings ziemlich groß war. An einem der Ränder befand sich die Bar, während sich um die Bar herum in mehreren Reihen die Sitzplätze befanden – ein merkwürdiger Aufbau, wie ich feststellte. Der Rest des Raumes diente wohl als Tanzfläche. Wir gehörten zu den Ersten, die die Disco an diesen Tag betraten. So konnten wir uns gemächlich zwei passende Plätze suchen, wo einer von uns zumindest auf die Sachen und Getränke achten konnte. Die Musik war glücklicherweise nicht gerade laut, wobei ich allerdings zu dem Zeitpunkt vermutete, dass sie noch erheblich lauter werden würde. Ich war daher froh, dass ich recht weit von den Boxen weg saß. Anfangs quatschten Janine und ich nur ein wenig, saßen auf den Stühlen und schauten, wie es weiter ging. Nach einer halben Stunde etwa kamen wir mit anderen Jugendlichen aus dem Hotel ins Gespräch. Ein lustiger Zufall war dabei auch noch, dass zwei der Jugendliche aus der gleichen Stadt wie wir kamen.

Nach und nach wurde es voller und voller. Haufenweise Frauen, die teils extrem aufgebrezelt waren, tauchten auf. Als sich bereits einige Leute auf der Tanzfläche versammelt hatten, ging Janine ebenfalls hin und wollte mich mitziehen. Ich allerdings blieb sitzen, sagte: „Ich werde heute nicht tanzen“, und schaute zu, wie Janine auf die Tanzfläche ging. Sie vergnügte sich und ich schaute ihr dabei zu – sie war so sexy angezogen, dass ich hätte dahin schmelzen können.

Der Raum wurde nach kurzer Zeit richtig heiß, die Musik immer lauter und die Disco wurde für mich langsam, aber sicher, zur großen Anstrengung. Die Musik war mir zu laut, sodass ich wenigstens ein Ohr – mehr oder weniger – auffällig zuhielt und es wurde richtig voll. Ich fand es erstaunlich, dass es – in der Hoteldisco – so voll wurde, aber ich dachte mir, dass dies wohl eher daran lag, weil es vielleicht die einzige Disco in der Kleinstadt insgesamt war.

Nach ein paar Stunden gingen Janine und ich, es war ungefähr halb zwei. Ich war erstaunt, dass uns keiner vorher rausschmiss, weil wir noch gar nicht volljährig waren, aber offenbar schien das keinen wirklich zu interessieren. Wir kämpften uns durch die Massen zum Ausgang und als ich aus der Tür trat, war ich mehr als erleichtert. Ich bemerkte, wie ich auf dem einen Ohr kaum etwas hörte, während auf dem – zugehaltenen – Ohr alles genauso wie immer klang. Das war eine recht merkwürdige Erfahrung.

Ich fragte Janine, als wir nach oben zu unserem Zimmer gingen: „Und, bist du jetzt zufrieden mit mir?“. Ich musste die Frage dreimal – immer lauter werdend – wiederholen, weil sie anfangs nicht verstand, was ich sie fragte. Sie meinte laut: „Na ja, ich fand es schade, dass du nicht mit mir getanzt hast. Obwohl du das wirklich gut sogar kannst.“. Ich meinte „Psst“, weil ich nicht wollte, dass wir die anderen Gäste aus unserer Etage weckten. Janine verstand erst, dass sie wegen ihrer Höreinschränkung fälschlicherweise dachte, dass sie leise sprechen würde – das ganze Gegenteil war der Fall.

Sie schminkte sich im Badezimmer „nur noch“ ab, zog sich ihre Schlafsachen an und ging mit mir zusammen schlafen. Da Janine den Abend noch nicht zu Ende bringen wollte, streichelte sie mir über den Oberkörper. Sie erwischte genau wieder einen Zeitpunkt, an dem ich etwas müde war und zu gerne geschlafen hätte. Da ich in diesem Fall nicht wieder abblockend sein wollte, machte ich mich, weil Janine es auch von mir zigfach gefordert hatte, lockerer. Wir küssten uns und sie streichelte mich wieder. Anfangs küsste ich sie bloß, doch ich nahm allen „Mut“ zusammen und griff mit meiner Hand unter ihr Schlafanzugoberteil. Ich spürte ihren warmen Bauch und wusste nicht, was ich davon halten sollte. Es war eine ungewöhnliche Erfahrung. Als Janine bemerkte, dass ich ein bisschen aktiver war, ließ sie kurz vom Küssen ab und sagte: „Du… machst ja ein bisschen mehr… Mensch, es gefällt dir ja auch endlich!“. Ich sagte nichts, sondern ging in Richtung der Hüfte, wo sie deutlich empfindlicher als ich war. Ich hörte dies auch an einem kleinen Seufzer, der mir verriet, dass es eine besondere Stelle war. Vielleicht konnte dies aber auch einfach damit zusammenhängen, dass ich kalte Hände hatte und sie an den Hüften kitzlig war. Unser Gefummel ging sehr kurz und wir blieben auch bei den Stellen, die nicht intim waren – mehr hätte ich auch garantiert nicht zugelassen.

Danach blieben wir einfach aneinander liegen und ich schlief vermutlich recht schnell ein. Am Morgen wachte ich durch den Wecker von Janine auf. Glücklicherweise war dieser noch gestellt, da wir sonst höchst wahrscheinlich ungeheuer verschlafen hätten. Bevor ich mich frisch machen ging, weckte ich Janine, da sie durch den Wecker nicht aufwachte. Sie war in einem so festen Schlaf, dass ich tatsächlich zwei Minuten brauchte, bis sie von selbst aufstand. Janine verschwand nach mir im Bad und ich rief ihr hinterher: „Ich räume deine Sachen zumindest auch schon aus den Schränken, ja? Vergiss nicht, dass wir kaum Zeit haben!“. Sie bestätigte meinen Plan mit einem „Ja, danke“ und ich schritt zur Tat. Ich begann mit Janines Sachen und legte diese so schnell und vernünftig ich konnte in ihren Reisekoffer, aber sie hatte einfach ein paar Dinge zu viel mitgenommen – oder ich war einfach zu doof, sie vernünftig zusammenzulegen. Durch das zügige Einpacken konnte ich auch dieses Mal ihre Kleidung nicht so richtig intensiv anschauen, aber ein bisschen neugierig war ich schon, was Janine an Kleidung trug, die ich normalerweise bisher nicht zu Gesicht bekam… Janine kam auch zwischendrin aus dem Bad raus – diesmal vollkommen ungeschminkt – und half mir bei ihren Sachen. Meine Kleidung ging schnell zu verstauen, da ich nicht allzu viel auf die Fahrt mitgenommen hatte.

Nachdem wir fertig waren, räumten wir das Zimmer im Eiltempo auf – es war kaum was zu tun – und gingen runter zur Rezeption, wo wir die Schlüssel abgaben. Mit unseren Taschen fuhren wir zum Bahnhof, an dem wir geschlagene zwei Stunden auf den Zug warten durften. Während dieser Zeit aßen wir in einem Café am Bahnhof noch ein Frühstück, auf das mich Janine einlud. Im Zug hatten wir wieder unsere eigene Sitzreihe. Janine und ich schliefen nach kurzer Zeit bereits ein. Ich war allerdings nicht so müde wie Janine, die am Abend zuvor kräftig gefeiert hatte. Nach ein paar Stunden kamen wir endlich in unserer Stadt an. Ich fühlte mich direkt wieder heimisch und brachte Janine ausnahmsweise nicht nach Hause. Das restliche Wochenende verbrachte ich weitestgehend mit Petra, auch wenn ich mit Janine einen Haufen von Nachrichten austauschte.