Kapitel 21

Im Zeichen der Venus

Nichtsdestotrotz hatten wir in den Tagen bis zum Montag einigen Kontakt und sie sagte mir auch, dass eine Übernachtung am Montag nicht funktionieren würde, da sie am Dienstagmorgen mit ihrer Mutter für wenige Tage in den Urlaub fahren würde. Ich fand das nicht schlimm, weil wir ja noch einige Ferientage hatten, in denen wir uns sehen konnten – glücklicherweise waren die Ferien dieses Jahr zwei Wochen lang. Janine war am Sonntag der ersten Ferienwoche wieder da, sodass wir theoretisch noch eine ganze Woche Ferien gemeinsam verbringen konnten.

An dem Montag der ersten Ferienwoche kam Janine zu mir nach Hause, da das Wetter nicht besonders gut war. Außerdem wollte sie mit mir die Gelegenheit nutzen, den Schulstoff aus den vergangenen Tagen aufzuholen, was mir ganz recht war, da wir über die Ferien sogar einige Aufgaben aufbekommen hatten und mir Janines Hilfe da sehr gelegen kam. Sie kam bereits mittags und aß mit Petra und mir zu Mittag, wo ich zum ersten Mal bemerkte, dass die beiden sich ziemlich gut verstanden. Janine half enorm viel beim Essen vorbereiten mit – weitaus mehr, als ich es normalerweise tat, sodass es mir glatt etwas unangenehm war. Ich sah Petra auf jeden Fall an, dass sie von Janines ehrlicher Hilfe durchaus angetan war. Ich wusste zugleich aber auch, dass Janine das nicht deswegen machte, um Petra zu imponieren, sondern, dass es ihre ehrliche Art war, mitzuhelfen. Ich hatte auch den Eindruck, dass beide dadurch viel lockerer miteinander wurden, und Petra erlaubte ihr auch, sie zu duzen und zukünftig mit Vornamen anzusprechen, was Janine ab dem Zeitpunkt auch behutsam tat. Vorher hätte Janine das sicherlich auch schon gedurft, aber sie war in dieser Hinsicht wirklich respektvoll und gerade in der Anfangszeit eines Kontaktes eher vorsichtig.

Nach dem Essen entspannten wir etwas länger in meinem Zimmer, indem wir auf meinem Bett lümmelten und Janine sich mit dem Kopf an meiner Schulter anlehnte. Wir schauten währenddessen verschiedene lustige Videos im Internet auf unseren Smartphones, was zwischenzeitlich dazu führte, dass wir vor Lachen nicht mehr konnten. Ich spielte währenddessen immer wieder mit Janines langen, blonden Haaren, was ihr definitiv nicht entging. Ich mochte ihre Haare unheimlich gerne, gerade wegen der Länge.

Nachmittags widmeten wir uns tatsächlich den Inhalten aus der vergangenen Woche, die wir gemeinsam durchsprachen. Dabei waren wir im Sitzen unter einer gemeinsamen Tagesdecke nah beieinander gekuschelt und in den Momenten, in denen wir uns direkt anschauten, kribbelte und zwickte es in meinem Bauch. War es sonst bisher das Knistern, welches ich oft bemerkte, aber überhörte, spürte ich dieses spannende Gefühl in meiner Magengegend, sodass sich mein Magen immer wieder ziemlich flau anfühlte. Wir verbrachten so mehrere Stunden, bis sich Janine gegen kurz vor acht nach Hause verabschiedete. Ich brachte sie, wie so oft, zumindest noch bis zur Bushaltestelle, an der wir noch zwei Busse wegfahren ließen, weil wir uns nicht verabschieden konnten und immer wieder noch etwas zum Quatschen fanden. Kurz, bevor der dritte Bus kam, küssten wir uns zur Verabschiedung – dieser wirklich lange Kuss ging definitiv von uns beiden gleichermaßen aus. Ich hatte, als der Bus leider vor uns zum Stehen kam, noch Lust, ihn fortzusetzen, aber Janine brach ihn ab und ging mit einem Strahlen in den Bus, aus dem sie mir noch zuwinkte, als sie wegfuhr. Ich war mittlerweile glücklich, trotz kleinerer Zweifel, die so schnell nicht verschwinden würden. Aber das Entscheidendste war: Ich war mit Janine glücklich. Ich hatte nie erwartet, dass sich solch eine Nähe zu ihr entwickeln würde, gerade, weil ich ja die ganzen Jahre nicht so richtig engen Kontakt zu ihr hatte. Vor allem hatte ich auch nicht erwartet, dass sich eine so attraktive und zugleich kluge Frau für mich interessieren würde.

In den Tagen danach, als Janine verreist war und mir täglich trotzdem zahlreiche Kurznachrichten schrieb, hatte ich ein Gespräch mit Petra über Janine. Sie sagte: „Janine ist wirklich vernünftig und echt lieb. Sie hat bei unserem Essen am Montag mehr gemacht als ich selbst.“ – „Ich war auch erstaunt. Aber ich weiß, dass sie sonst eben auch so fleißig und hilfsbereit ist. So habe ich sie kennengelernt.“ – „Also von meiner Seite aus bekommst du ein Ok für Janine.“ – „Ähm… was?“ – „Das war ein Scherz, du musst selbst wissen, mit welcher Frau du zusammen sein willst.“ – „Wir sind doch aber eigentlich nicht wirklich zusammen…“ – „Ich bin doch nicht blind, Großer.“ Sie zwinkerte. „So, wie sie dich während des Essens und davor immer wieder angeschaut hat, hängt sie wirklich sehr an dir. Du kannst mir nicht sagen, dass da bei dir weniger ist.“ – „Also… na ja.“ Sie lachte herzhaft und sagte: „Ich wollte nur sagen, dass ich es schön mit euch finde. Sie kann jetzt natürlich auch unser richtiges Bad nutzen, wenn sie hier ist. Das andere soll nur für Gäste da sein, aber wenn ihr euch jetzt regelmäßig seht, zählt sie natürlich auch zur Familie.“ – „Danke!“ Ich drückte sie einfach aus spontaner Intuition heraus.

Einige Zeit später redete ich mit Petra über die kommenden Tage, weil ich da so eine Idee hatte und Janine etwas überraschen wollte. Mit etwas gutem Zureden konnte ich sie überreden, dass sie mir in der zweiten Ferienwoche für fast drei Tage lang die Wohnung überließ, sodass ich sturmfrei hatte. Das funktionierte aber auch nur dadurch, dass Petra offenbar wohl schon seit einiger Zeit einen Partner besaß, von dem ich gar nichts wusste. Sie wollte mir das schon noch früher oder später sagen, hatte es bisher aber nicht gemacht, da sie bisher nicht wusste, wie fest die Verbindung nun wirklich war. Das war wohl offenbar auch ein Grund dafür, dass sie in einigen Nächten nach einer Schicht nicht Hause kam, sondern wohl bei ihrem Freund übernachtete. Sie erzählte mir über ihn bisher nicht allzu viel – auch, weil sie noch gar nicht so besonders viel über ihn wusste. Immerhin schien er einen guten Job in der Automobilbranche zu haben, hatte aber keinen Schichtdienst, was wohl ein Problem darstellte, da sich die beiden eher unregelmäßig sahen und wenn, ging sie oft schlafen, während er fast wieder aufstehen musste, um zur Arbeit zu gehen…

Ich wollte mit Janine einige Unternehmungen machen, um ihr einfach zu zeigen, dass ich mit ihr zusammen sein wollte. Das Hinauszögern und das Versteckspiel meinerseits musste endlich ein Ende haben – ich wollte mit Janine zusammen sein.

Am Samstag der ersten Ferienwoche traf ich mich mit Tim zu einem Spaziergang. Eigentlich wollten wir Billard spielen gehen, aber meine Bewegung war nach der Operation immer noch spürbar eingeschränkt und gerade ruckartige Bewegungen waren für mich sehr unangenehm, sodass wir nur einen langsameren Spaziergang machten. Kurze Zeit, nachdem wir draußen waren, meinte Tim: „Weißt du was?“ – „Mhm?“ Ich schrieb gerade nur eine kurze Nachricht an Janine zu Ende, weil sie mich fragte, was ich heute so machte. „Janine hat mir geschrieben, dass du sie von Mittwoch bis Freitag zu euch eingeladen hast. Ich bin mir sehr sicher, dass sie was ahnt.“ – „Na ja, so viel kann sie eigentlich kaum mehr ahnen. Wir haben uns bei der Verabschiedung am Montag lang geküsst, sonst sind wir die ganze Zeit nah beieinander und verstehen uns gut. Irgendwie sind wir schon zusammen, aber ich will ihr halt klar machen, dass sie sich nicht mehr zurücknehmen muss. Ich will es auch nicht müssen, auch wenn mir das alles nicht so leichtfällt.“ – „Das klingt doch super… und ey, Janine ist eine ziemlich Süße, also, freu dich verdammt noch mal!“ – „Tue ich doch, man!“ Wir blödelten eine Weile herum.

Janine versuchte, kaum, dass sie am Sonntag wieder kam, herauszufinden, warum ich sie für die zwei Übernachtungen zu mir eingeladen hatte. Ich machte in den gesamten Tagen bis dorthin, in denen wir uns nicht sahen, immer wieder Andeutungen und Anspielungen, ohne jemals konkret zu werden, geschweige denn ernsthaft zu verraten, was ich mit ihr vorhatte. Ehrlich gesagt waren meine Überlegungen gar nicht besonders spektakulär, aber mir war es wichtig, Dinge mit ihr zu unternehmen, von denen ich wusste, dass sie sie gerne machte und bei denen wir uns sehr nah sein konnten.

Am Mittwochvormittag war Petra schon nicht mehr zu Hause – sie hinterließ mir nur einen Zettel mit etwas Geld: „Viel Spaß!“ Ich fand das wirklich lieb von ihr. Umso mehr freute ich mich auf Janine. Ich machte mein Zimmer gründlich sauber und legte auch schon die Bettsachen für Janine zurecht. Währenddessen rief sie mich auf dem Handy an: „Hey du, wann soll ich nachher eigentlich da sein?“ – „Hatten wir das gar nicht ausgemacht?“ – „Nein, wir wollten doch noch darüber reden.“ – „Oh, Mist. Ich hatte so an 15 Uhr gedacht?“ – „Liegst du denn noch im Bett?“, ärgerte sie mich plötzlich wieder. „Ja, deswegen brauche ich ja auch noch drei Stunden, um fertig zu sein, bis du da bist.“ Sie kicherte und meinte: „15 Uhr klingt gut, ich habe vorher auch noch ein bisschen was zu erledigen. Bis nachher!“ – „Ciao!“

Kurz nach 15 Uhr klingelte sie und als sie aus dem Fahrstuhl stieg, hörte ich schon das Klacken von Schuhen… Als Janine vor mir stand, blieb mir die Spucke weg: Sie sah richtig sexy aus. Sie trug ein blaues Oberteil, welches schon etwas mehr Dekolletee zeigte, war etwas mehr geschminkt als sonst und trug neben einer Jeans eben Absatzschuhe, die definitiv zu ihrem gesamten Outfit passten. Als Janine meine Blicke bemerkte, sagte sie: „Das bist so typisch du… Du machst mich wieder verlegen!“ – „Du siehst halt einfach gei… toll aus.“ – „Was wolltest du sagen?“ – „Ach, nichts, nichts…“ Sie kicherte, weil sie genau wusste, was ich eigentlich sagen wollte.

Als sie sich nach dem Ausziehen ihrer Winterkleidung zu mir umdrehte, kam sie direkt auf mich zu und küsste mich ganz selbstverständlich. Ich erwiderte ihren Kuss und sie sagte nach einigen Sekunden: „Du küsst richtig toll! Und außerdem finde ich dein Outfit echt cool!“ Ich trug wieder ein besseres Hemd und T-Shirt neben meiner Standardjeans. Janine fragte mich im Anschluss: „Was hast du die ganze Zeit vor? Du kannst mir nicht sagen, dass du dir nicht Gedanken gemacht hast.“ – „Bin ich so durchschaubar?“ – „Ja, aber du verrätst es mir schon seit Tagen nicht!“ – „Vielleicht hatte ich mir auch gar nichts überlegt und konnte dir deswegen nichts sagen.“ – „Veralbere mich nicht!“ Sie zog mich einfach zu sich heran und drohte, mir in die Seiten zu piksen, woraufhin ich sagte: „Na schön, na schön. Eine Sache verrate ich dir. Dafür musst du mich aber erst loslassen. Wir müssen zumindest noch ein wenig vorsichtig sein, wegen der Operationsnarbe und so.“ – „Oh Mist, du hast Recht. Entschuldige.“ – „Alles gut, ist ja nichts passiert. Komm mal mit.“ – „Na gut!“ Ich deutete ihr den Weg zur Küche an, woraufhin ich sie fragte: „Hast du vielleicht Appetit und ein bisschen Hunger mitgebracht? Ich hätte da womöglich Kuch…“ Sie unterbrach mich, bekam große Augen und fragte recht laut: „Kuchen?“ Sie fuhr auf eine bestimmte Kuchensorte ab, die ich natürlich – ganz zufällig versteht sich – extra für sie gekauft hatte. Ich nickte und sagte: „Es ist ganz zufällig auch noch dein Lieblingskuchen…“ Ich grinste über beide Backen, woraufhin sie euphorisch meinte: „Ja!“

Wir setzten uns an den Küchentisch und ich tat ihr etwas von dem Kuchen auf. Nachdem ich mich neben sie setzte und wir mit dem Essen anfingen, erlangte ich wieder eine Erkenntnis, auf die Janine es mit ihrem Outfit aber definitiv auch teilweise abgesehen hatte: Während ich gerade Kuchen im Mund hatte, passierte es mir tatsächlich unabsichtlich, dass ich kurzzeitig in Richtung ihres Dekolletees schaute – ihre Busen machten mich so dermaßen an, dass ich mich glatt an dem Kuchen verschluckte und direkt meinen Blick woanders hinrichtete…

Nach dem Stück Kuchen und einer Erzählung Janines, wie schlecht das Wetter draußen war, meinte sie: „Oh weh, jetzt bin ich aber wirklich satt.“ Ich grinste und erwiderte: „Also, wir haben noch fast den gesamten Kuchen da…“ – „Mist… Ich bekomme doch aber wirklich nichts mehr runter.“ – „Tja, dann muss ich wohl den Kuchen ganz allein aufessen…“ – „Das würdest du niemals machen!“ Wir lachten und ich rieb mir den Bauch in Anspielung auf meine Aussage zuvor. Abschließend sagte ich: „Ein bisschen bleibt der bestimmt noch frisch, wenn wir ihn in den Kühlschrank stellen. Morgen ist auch noch ein Tag.“ Janine stand auf, stellte ihren Teller ins Abwaschbecken und kam zu mir. „Ich bemerke doch schon seit ein paar Tagen, dass was mit dir nicht stimmt. Was ist denn los?“ – „Was soll denn schon mit mir los sein?“ – „Du bist nicht so, wie du es noch vor zwei oder drei Wochen warst. Weiß ich da etwa irgendwas nicht? Verschweigst du irgendwas?“ Obwohl sie es eigentlich versuchte, locker darzustellen, merkte ich, dass ihre Fragen deutlich ernster gestellt waren. Warum sie diese Schärfe in diese Fragen packte, war mir jedoch nicht unbedingt klar. Wollte sie etwa ausschließen, dass es womöglich mit jemand anderem zu tun hatte? „Ich weiß nicht, was ich vor dir verbergen sollte… Na ja.“ – „Na ja?“ – „Na gut, ok, du hast Recht. Warte kurz einen Moment, ich hole was.“ Ich ging in mein Zimmer und holte zwei Tickets für einen Kinofilm, die ich bereits vor wenigen Tagen gekauft hatte. Janine folgte mir den halben Weg, wie ich es von ihr erwartet hatte und im Wohnzimmer versteckte ich in jeder meiner Hände eines der Tickets. „Welche Hand?“ – „Ach, das Spiel ist gemein!“ Ich verzog die Augenbrauen und sagte nichts. „Na gut, die linke!“ Ich gab ihr das Ticket, welches sie durchlas. „Schenkst du mir die etwa?“ – „Vielleicht. Aber nur, wenn du ganz lieb zu mir bist.“ – „Na wenn das so ist…“ Sie kam mir näher, umarmte mich fest und gab mir einen Kuss auf die Wange. Ich sagte zu ihr: „Die Vorstellung ist heute Abend um acht, wir haben also noch eine Weile Zeit bis dahin. Wollen wir nach draußen gehen oder die Zeit über hier verbringen?“ – „Och nö, so schnell muss ich nicht gleich wieder nach draußen… Schau.“ Sie zeigte zum Balkon, auf dem wir beobachten konnten, wie eine Mischung aus Schnee und Hagel herunterkam, zumal es erstaunlich stürmisch für die Jahreszeit war. Es passte perfekt zu ihren Beschreibungen kurz zuvor. „Ok, du hast Recht, wir gehen nachher nur nach draußen, wenn wir zum Kino laufen. Wenn du magst, können wir uns ja ein wenig Knabberzeug oder so vorher noch im Einkaufszentrum kaufen gehen.“ – „Das klingt super. Ich freue mich total!“ Ich dachte in diesem Moment: „Ich erst!“

Während der etwa drei Stunden, die wir noch bis zum Losgehen Zeit hatten, quatschten wir einfach über alles Mögliche. Zwischendurch spielte sie sogar ein völlig albernes Spiel am Smartphone mit mir, worüber selbst sie zwischenzeitlich fast Tränen lachen musste. Sie bewies mir, dass sie in solchen Spielen wesentlich geschickter war, als ich bisher geglaubt hatte – da sie bisher immer sagte, dass sie eigentlich so gar nicht irgendwelche Spiele spielen würde, egal, ob am Smartphone, Tablet, PC oder einer Spielekonsole.

Gegen sieben gingen wir zum Kino los. Glücklicherweise hatte sich das Wetter mittlerweile gebessert, sodass wir ohne Schirm nach draußen konnten. Ich musste Janine aufgrund ihrer Schuhwahl bei einigen kleinen Stellen des Gehweges helfen, indem ich als Stütze für sie fungierte, da so viel Schnee und Graupel herunterkamen, dass sie durch teilweise vorhandene Glätte nicht mehr ordentlich laufen konnte. Einmal fing ich sie sogar etwas stärker auf, da sie sich sonst glatt in voller Länge hingelegt hätte. Was musstest du dir auch solche Schuhe bei diesem Wetter anziehen?

Unsere Kinotickets waren für einen Film, von dem ich schon seit einigen Wochen wusste, dass Janine ihn toll fand. Es war zwar ein recht ernstes Drama, hatte aber dennoch einige witzige Szenen, sodass der Film echt Spaß machte. Natürlich, wie sollte es anders sein, hatte ich bewusst eine Kuschelbank für uns gebucht. Ich war außerdem froh, dass tatsächlich keiner in unserer Nähe Plätze bekommen hatte, sodass wir uns genüsslich breit machen konnten. Janine ging sogar einen Schritt weiter, zog sich einfach ihre Schuhe aus und legte sich so gut sie konnte quer hin. Ihre Beine packte sie auf und über meinen Schoß. Während wir so eine Weile lang den Film schauten, bemerkte ich vielfach, dass Janine mich anstatt des Filmes anschaute. Nahezu immer, wenn ich ihren Blick bemerkte und sie anschaute, lächelte sie mich liebevoll an. Da ich Janine einfach unheimlich attraktiv fand und sie aufgrund ihrer Liegeposition ganz zwangsläufig erneut etwas mehr von ihren Busen zeigte, konnte ich es zwischendurch nicht verhindern, dass ich einen Steifen bekam. Ich traute mich in diesen Momenten nicht, mich zu bewegen, weil ich unter allen Umständen verhindern wollte, dass sie das mitbekam. Janine hingegen bewegte sich genau in diesen Momenten und veränderte ein wenig ihre Position, sodass ich erst recht nicht wusste, ob sie von meiner Erregung nicht doch etwas mitbekommen hatte. Falls ja, ließ sie sich davon aber zumindest nichts anmerken…

Da ich, während sie ihre Beine über meinen Schoß hatte, nicht wusste, wohin ich mit meinen Händen sollte, legte ich sie vorsichtig auf Janines Knie. Nach locker einer Viertelstunde in dieser Position sagte mir mein Instinkt, sie sanft zu streicheln, während ich mich weiter auf den Film konzentrierte. Als ich bei ihrem Knie damit anfing und mich quasi damit herantastete, zuckte Janine plötzlich völlig zusammen und bekam, sofern ich das richtig gesehen hatte, richtig große Augen. Sie flüsterte: „Das kam total überraschend!“ – „Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken. Magst du das denn?“ – „Ja, sehr. Mach ruhig weiter.“ Hin und wieder bemerkte ich, dass Janine vor allem an ihren Knien empfindlich reagierte… Als sie genug hatte, griff sie nach meiner Hand und verschränkte ihre Finger mit meinen. Wenige Momente danach spürte ich zum ersten Mal das vollständig wohlige Gefühl, einfach mit ihr zusammen zu sein – und dass es so genau richtig war.

Als der Abspann des Filmes lief, streckte sich Janine und meinte, dass sie vor Bequemlichkeit gar keine Lust haben würde, aufzustehen. Da ich sie nun gerne ärgerte, kitzelte ich sie einfach ohne Vorwarnung, vor allem auch im Bereich ihrer Knie, worauf sie sich versuchte, zu wehren und mich beim Aufrichten auch noch leicht trat, was aber nicht weiter schlimm war und nicht wirklich weh tat. „Du kitzelst mich jedes Mal!“ – „Wenn du mir auch jedes Mal die Gelegenheit dazu lieferst?“ Sie streckte mir die Zunge raus und ging pseudo-beleidigt nach dem Anziehen ihrer Schuhe aus dem Kinosaal. Ich wartete auf sie, da sie noch die Toilette besuchen ging und verließ mit ihr gegen 23 Uhr das Kino. Die weiße Decke draußen war noch größer geworden und es schneite auch, als wir nach draußen kamen. Sie selbst schlug noch vor, ein paar Minuten bei der Promenade in der Nähe des Kinos zu bleiben, worüber ich recht erstaunt war, da die Temperaturen wirklich eisig waren. Ich fand ihren Vorschlag allerdings trotzdem gut und ließ sie sich in meinen Arm einhaken. In einigen Geschäften zeigte mir sie so manche Dinge, die ihr gefielen – wir verstanden uns blendend.

Auf dem Nachhauseweg, unlängst später, meinte Janine: „Der Schnee ist aber nicht auch noch eine Überraschung von dir, oder?“ – „Nein, aber, wobei: Hey Tim, du kannst rauskommen, das war jetzt genug Schnee!“ Mit dieser Vorstellung brachte ich sie minutenlang zum Lachen, wie es sonst eher nicht so häufig bei ihr vorkam. „Du kannst mich immer so super zum Lachen bringen. Wie machst du das?“, fragte mich Janine, als sie sich endlich beruhigt hatte. „Ich weiß nicht, du magst einfach den gleichen Blödsinn wie ich. Ich kann mir eben Sachen unheimlich gut vorstellen, auch wenn sie überhaupt keinen Sinn ergeben.“ Sie drückte ihren Kopf während des Spaziergangs einfach kurz gegen meinen Oberkörper, was mein wohliges Gefühl im Innern nur noch mehr verstärkte.

Als wir nur noch wenige Minuten von meinem Zuhause entfernt waren, fragte mich Janine: „Darf ich dich was fragen?“ – „Jetzt fängst du ja schon wieder damit an. Ich dachte eigentlich, ich hätte dir das bei unserem ersten richtigen Treffen abgewöhnt.“ – „Arg, ja, du hast ja Recht… Und du bist doof, wenn du ständig Recht hast!“ – „Wenn du mir auch solche Vorlagen lieferst?“ – „Arg… Bäh!“ Ich schaute sie nicht an, wusste aber, dass mich sonst eine rausgestreckte Zunge erwartete.

„Was wolltest du mich fragen?“ – „Ich wollte dich fragen, was… du… na ja, was du über mich…“ Genau in diesem Moment konzentrierte ich mich nicht auf den Weg, weil ich wusste und irgendwie befürchtet hatte, dass genau diese Frage irgendwann gestellt werden würde – ich rutschte völlig aus und schaffte es nach einer sehr kurzen Schlitterpartie direkt mit dem Po auf den Boden zu knallen, was schon ein wenig mehr wehtat und saukalt war. Janine war zwischen einem Lachen und ihrer ernsthaften Frage hin- und hergerissen: „Hast du dir was getan? Ist alles ok mit dir?“ – „Ist alles gut. Pass bloß auf deine nächsten Schritte auf. Vor allem mit deinen Schuhen!“ – „Ja, du hast Recht…“ Sie versuchte dem Weg zu folgen und legte sich dabei auch noch fast hin, weil diese Stelle einfach gemeingefährlich glatt war. Die Streudienste konnten noch nicht überall gewesen sein, sodass man eben echt aufpassen musste.

Wir erreichten tiefgefroren mein Zuhause und ich war irgendwie froh, dass Janine mir diese Frage nach meinen Gefühlen nicht gestellt hatte. Aber warum? Ich war mir mittlerweile sicher, dass ich in sie verliebt war. Ich fühlte mich wohl in ihrer Nähe, freute mich auf sie, hatte Spaß mit ihr und fühlte mich sexuell unheimlich zu ihr hingezogen. Wollte ich mit diesem Rumeiern nicht endlich aufhören, wie ich es mir vorgenommen hatte? Ich nahm mir vor, ihr am nächsten Tag endlich die Wahrheit zu sagen, dass ich mit ihr endlich richtig zusammen sein wollte – und nicht mehr dieses halbe Zusammensein, bei dem sie sich zurückhielt, weil sie mich nicht überfordern wollte.

In meinem Zimmer drehte ich direkt meine Heizung hoch, weil Janine offenbar mittlerweile so heftig fror, dass ihre Zähne teilweise bibberten. Als sie meinen besorgten Blick sah, sagte sie gleich von sich aus: „Das ist nicht so schlimm, ich brauche einfach nur eine Decke… und vielleicht einen Tee oder so was.“ Sie setzte sich auf mein Bett und ich gab ihr direkt meine dicke Schlafdecke, die sie sich über den Rücken legte. Nachdem ich ihr fix einen Tee gemacht hatte, sah ich, dass sie sich sogar ihre Schlafdecke auch noch gegriffen hatte, da sie immer noch recht stark fror. Meine Sorgenfalten wurden dadurch eher größer als kleiner. Janine meinte: „Danke für den Tee. Ich glaube, so ganz langsam wird es wieder besser…“ – „Ist das immer so schlimm bei dir mit der Kälte?“ – „Nein, eigentlich nicht. Mir war im Kino schon die ganze Zeit so kalt, ich habe das aber die ganze Zeit nicht so richtig bemerkt.“ – „Nimm dir einfach deine oder meine Jacke, wenn dir im Kino das nächste Mal kalt ist. Rechtzeitig!“ – „Ja, du hast Recht. Würdest du auch mit unter die Decken kommen? Vielleicht wird mir noch etwas schneller warm.“ Ihr Wunsch war mir Befehl. Sie umarmte mich unter den Decken sogar und ich spürte, wie sie immer noch unheimlich kalt war. Ihr Kreislauf musste gerade katastrophal sein. Warum war sie so empfindlich gegen Kälte? Als ich mit ihr unter den Decken war, knisterte es wie so oft an diesem Tag wieder unfassbar laut. Wir schauten uns mehrfach tief in die Augen, aber keiner von uns ging einen Schritt weiter. Obwohl wir uns nun einige Male geküsst hatten, raubte mir dieser Moment phasenweise wirklich den Atem und ich glaubte, dass es Janine genauso ging.

Es dauerte eine halbe Stunde, bis Janine wieder vernünftig warm wurde und auf eine der beiden Decken verzichten konnte. „Möchtest du noch etwas Abendbrot essen?“, fragte ich sie. „Ja, ich habe mittlerweile so richtig Hunger.“ – „Kein Wunder, wir haben ja vom Knabberzeug auch nichts angerührt.“ Ich ergänzte nach wenigen Sekunden: „Schau, bleib du einfach in meinem schön warmen Zimmer und ich komme gleich mit dem Abendbrot, ok?“ – „Ja, das klingt toll.“ Sie lächelte und ich half ihr zunächst dabei, sie unter der nur noch einzigen Decke wieder sicher zu verschließen. In der Küche begann ich mit ein paar Broten, nur, um festzustellen, dass sie mir doch folgte. Ich fand sie süß, weil sie meine Schlafdecke, in der sie weiterhin eingehüllt war, einfach mitgebracht hatte. „Mir ist jetzt mittlerweile gar nicht mehr so kalt.“, sagte sie und stand kurzerhand hinter mir. Ich machte gerade die letzten Brote fertig, als sie mit ihren Händen ohne Vorwarnung in meine Schultern griff und ganz kurz massierte. Ich erschreckte mich leicht, was Janine auch bemerkte und sie dazu bewog, die Bewegung sofort einzustellen. „Fandest du das schön?“, fragte sie mich. „Ja, das war richtig angenehm.“ – „Was hältst du davon: Soll… ich dich gleich massieren? Dafür, dass du die Brote gemacht hast?“ Von dieser Seite kannte ich sie bisher auch noch nicht. Ich war etwas verdutzt und reagierte nicht direkt, worauf sie in ihr früheres, altes Muster verfiel und kleinlaut sagte: „Wir müssen natürlich nicht, falls du nicht möchtest.“ – „Doch, das kannst du ruhig machen, wenn du magst. Ich finde das toll.“ – „Prima!“

Wieder zurück in meinem Zimmer schauten wir ein wenig fern und aßen die wenigen Brote recht schnell auf, worauf Janine meinte: „Weißt du, dass sich deine Schultern richtig verspannt sind?“ – „Woher weißt du das?“ – „Ich habe das vorhin ganz deutlich gespürt. Das fühlte sich richtig hart an.“ – „Ich habe im Bereich der Schultern und vor allem im Nacken regelmäßig Schmerzen.“ – „Mit einer Massage wird das zumindest etwas besser. Wenn man das regelmäßig macht, geht es sogar auch recht gut weg.“ – „Woher weißt du all diese Sachen?“ – „Ich lese halt viel und habe auch manchmal Schmerzen bei den Schultern. Na los, leg dich auf den Bauch.“ Ich tat, wie mir befohlen wurde, worauf Janine meinte: „Na ja, dein T-Shirt wirst du schon ausziehen müssen, sonst kann ich dich doch gar nicht richtig massieren…“ Mir wurde dabei etwas mulmig – ich war es einfach nicht gewohnt, mit einer Frau in solch einer Lage zu sein.

Ich zog mir mein T-Shirt aus und legte mich direkt wieder auf den Bauch, woraufhin sie anfing, mich vorsichtig zu massieren. Ich lag dabei mit dem Kopf auf meinem weichen Kissen, welches Janine ja so sehr liebte. Dank ihrer Massage sackte ich wohl so tief in das Kissen wie in meinem gesamten Leben zuvor nicht. „Wie findest du das?“, fragte mich Janine nach einigen Momenten. Durch die tiefe Entspannung tat ich mich selbst mit diesen einfachen Sätzen schon sehr schwer: „Das ist einfach super. Das ist… klasse.“ – „Das freut mich.“ Sie massierte aber nicht nur, sie strich oftmals auch einfach über meinen Rücken, welches für ein gewaltiges Kribbeln in meinem Innern sorgte: „Hihi, du bekommst Gänsehaut auf dem Rücken!“ Mir war das peinlich, Janine fand es aber einfach nur niedlich und amüsant. Nach einer gefühlten Ewigkeit kam noch eine Frage von ihr: „Darf ich mich auch auf deinen Po setzen? Das ist so einfach besser, dich zu massieren…“ Ich grinste breit – auch wenn sie meinen Blick nicht sehen konnte. „Ja, klar, mach das.“

Die Minuten, in denen sie mich massierte, genoss ich einfach sehr. Als sie damit aufhörte, fiel es mir sehr schwer, mich überhaupt wieder aufzurichten, was Janine mit einem weiteren Schmunzeln kommentierte. Wir schauten uns einige Momente länger direkt in die Augen und sie fragte: „Wollen wir uns schlafen legen? Ich bin ziemlich müde.“ – „Das können wir machen. Ach ja, da fällt mir ein: Petra meinte zu mir, dass du zukünftig jetzt immer das Bad nutzen darfst. Das andere ist ja nur für Gäste gedacht, die ganz selten hier sind oder so.“ – „Oh, das ist lieb!“ – „Möchtest du denn zuerst ins Bad?“ – „Geh du ruhig, ich brauche bestimmt länger als du. Ich muss mich noch abschminken.“ – „Stimmt, na gut.“ Ich griff mir kurze Schlafbekleidung und verschwand für einige Minuten im Bad. Während Janine nach mir im Bad war, richtete ich unser Bett her, da durch das Hin und Her mit den Decken schon ein bisschen was durcheinandergewirbelt war. Janine war, als sie aus dem Bad zurückkam, so natürlich, wie ich sie kannte und schätzte. Wir schauten uns eine Weile lang an und sie kam lächelnd auf mich zu. Ich versuchte locker zu bleiben, verkrampfte dabei aber umso mehr, weil ich davon ausging, dass Janine mich küssen wollte. Sie stellte sich nah vor mich und meinte leise: „Du hast da noch Reste von Zahnpasta. Warte… ich helf dir.“ Sie wischte einen kleinen Rest von Zahnpasta von meinem Kinn weg, während mir das umso peinlicher war. Danach meinte sie: „So, jetzt ist wieder alles gut.“ – „Prima… danke. Wollen wir uns schlafen legen oder möchtest du doch noch wach bleiben?“ – „Wir können uns ruhig schon hinlegen.“ Das taten wir auch direkt und ich schaltete das kleine Nachtlicht aus. Ohne etwas zu sagen, drehten wir uns zueinander. Wir schauten uns trotz der Dunkelheit an und ich sah, dass sie lächelte. Da ich sie einige Zeit nur anschaute und den Moment genoss, rutschte sie plötzlich noch deutlich näher an mich heran. Unsere Gesichter waren sehr nah und sie flüsterte leise: „Traust du dich denn immer noch nicht so richtig?“ – „Doch, eigentlich schon…“ – „Aber?“ – „Es ist halt alles so neu.“ – „Sei einfach du selbst. So wie heute. Ich habe bemerkt, dass du heute ganz anders als bisher warst. Der Tag heute war so richtig schön und ich…“ Ich unterbrach sie, indem ich sie einfach vorsichtig küsste. Sie hatte mich schon die ganze Zeit über so sehr angezogen, sodass es mich einfach überkam. „Wie du siehst, traue ich mich jetzt öfters.“ Ich schmunzelte und sie meinte perplex: „… hätte gern mehr von solchen Tagen wie heute, wollte ich eigentlich sagen. Weißt du eigentlich, dass heute Valentinstag war?“ – „Oh… Nein, daran habe ich gar nicht gedacht. Ich habe darauf gar nicht wirklich geachtet.“ – „War doch nicht schlimm. Mit deiner Einladung hast du doch genau den richtigen Tag erwischt.“ Sie kicherte und steckte mich damit an. Ich fragte sie im Anschluss: „Du fragst mich immer, wie es mir geht… Was empfindest denn du?“ Daraufhin küsste sie mich einfach und knutschte eine gefühlte Ewigkeit mit mir herum.

Die Knutscherei machte mich ohne Frage geil und ich spürte, dass Janine definitiv wilder als ich war. „Um deine Worte zu verwenden: Reicht das als Antwort?“ Wir schmunzelten und sie sagte nach einem Gähnen: „Schlaf schön. Nacht.“ – „Du auch, gute Nacht.“ Wir gaben uns einen kurzen Gute-Nacht-Kuss und versuchten, zu schlafen. Sie schlief, wie fast immer, nach wenigen Minuten, ich war hingegen die ganze Zeit hellwach. Nach locker einer halben Stunde, die ich so wach lag, richtete ich mich, als Janine offenbar sehr tief und fest schlief, auf und schlich leise nach draußen. Ich griff mir meinen Bademantel und ging auf den Balkon, auf dem ich feststellte, dass es nicht mehr schneite und der Himmel völlig wolkenfrei war. Obwohl es bitterkalt war, genoss ich es, dort zu stehen und auf die Sterne zu schauen. Ich erinnerte mich in Teilen an die Sternbilder, die Janine mir erklärt hatte und suchte den Himmel nach ihnen ab… während ich im Innern einfach deutlich spürte, dass ich Janine komplett für mich haben wollte. Sie zog mich einfach in ihren Bann.

Mir wurde, während ich dort auch stand, bewusst, dass sowohl Petra als auch Julia damals Recht hatten. Petra vermutete, dass Janine damals einfach noch nicht wusste, was sie genau für mich empfand – ich hingegen spürte dort bereits, dass das Verhältnis zwischen Janine und mir besonders war. Julia, auch wenn mir das Ende unseres Kontakts schon leidtat, hatte Recht damit, dass ich im Innern immer noch an Janine hing, auch wenn es sich zu dem Zeitpunkt eigentlich gar nicht danach anfühlte. Mir fiel aber darüber hinaus auch auf, dass meine Entscheidung gegen Julia definitiv die Richtige war, da ich für sie trotz der körperlichen Nähe, die wir hatten, bei weitem nicht solche Gefühle hatte wie für Janine. Julia zog mich eher sogar nur körperlich an – ihr Charakter war ok, sie war menschlich völlig in Ordnung, aber passte nicht so richtig zu mir. Das war bei Janine definitiv anders. Sie erregte mich körperlich ebenso wie Julia, aber ich spürte, dass es menschlich zwischen Janine und mir passte. Nicht nur, dass sie meinen Humor mochte und herzhaft darüber lachen konnte, wenn ich wieder Blödsinn veranstaltete, sondern auch, dass sie in vielen Bereichen eine ernste Reife besaß und in vielen Dingen ähnlich wie ich dachte.

Janine tippte mir plötzlich an die Schulter, sodass ich mich zunächst erschreckte, meinen Schrei gerade noch unterdrücken konnte. Ich drehte mich um, während sie dort, mit ihrer Decke bewaffnet, stand. Sie sah niedlich aus, weil sie völlig verschlafen war. Ihre Haare waren schon völlig verwuschelt, ihre Augen bekam sie gar nicht richtig auf. Tollpatschig wirkte sie darüber hinaus auch noch. „Warum bist du hier draußen und liegst nicht neben mir?“ – „Ich habe die ganze Zeit nachgedacht und konnte vorhin einfach nicht schlafen, darum bin ich noch ein bisschen aufgestanden.“ – „Möchtest du jetzt wieder mit reinkommen? Ist dir nicht unfassbar kalt?“ – „Doch, du hast Recht, es ist wirklich ziemlich kalt. Ich komme jetzt wieder rein. Wir können uns auch wieder hinlegen, wenn du möchtest.“ – „Ja, das klingt doch gut. Du brauchst doch auch Schlaf!“ – „Du hast schon Recht, es ging aber einfach nicht. Warum bist du eigentlich aufgestanden? Konntest du auch nicht schlafen?“ – „Ich bin kurz wach geworden und hab bemerkt, dass du nicht neben mir liegst. Darum wollte ich gucken, ob alles ok ist.“ – „Das ist lieb von dir.“

Wir setzten uns in meinem dunklen Zimmer auf das Bett und schauten uns wieder intensiv an. Dieses Mal küssten wir uns aber nicht, sondern umarmten uns und lehnten uns mit dem Rücken an die Wand an. Aus der Umarmung wurde schnell ein Kuscheln, bei dem sie sich einfach an meinen Oberkörper kuschelte und ich ihr im Gegenzug dafür durch die Haare streichelte. Später gingen meine Streicheleinheiten in Richtung ihres Nackens und ihren Schultern über, worauf sie leise flüsterte: „Das ist toll!“ – „Prima, jetzt bekommst du noch mehr davon.“ So lagen, saßen und kuschelten wir locker eine Stunde, in der Janine zwischenzeitlich immer wieder für kurze Moment einschlief, bis…

… ich am nächsten Morgen aufwachte und wir kreuz und quer auf dem Bett verteilt schliefen. Ich war morgens zu müde, um irgendwas daran zu ändern. Erst beim dritten Mal, als ich wach wurde und Licht in meine geschlossenen Augen fallen sah, drehte ich mich zumindest etwas, weil ich meine Liegeposition nicht richtig bequem fand. Direkt danach hörte ich Janines leise, vorsichtige Stimme: „Morgen, du Schlafmütze.“ Ich öffnete die Augen und sah, dass ich mich durch das Drehen unbewusst an Janine herangelegt hatte. Unsere Gesichter waren sehr nah und sie lächelte mich an, nachdem ich meine Augen öffnete. „Na, hast du ausgeschlafen?“, fragte sie mich. „Ja, ich glaube schon… Aktuell fühle ich mich aber ein bisschen gerädert. Und du?“ – „Ich habe richtig gut geschlafen. Du bist aber auch ein richtig bequemes Kissen.“ Wir schmunzelten und ich sagte: „Ich kann mich irgendwie an fast nichts mehr erinnern. Du lagst doch halb an mir gekuschelt, oder?“ – „Ja. Du bist irgendwann in der Nacht tiefer gerutscht, nachdem ich dich kurz wach bekommen habe. Ich wollte nicht, dass du weiter so im Sitzen schlafen musst.“ – „Du hast mich geweckt? Ich kann mich an rein gar nichts erinnern.“ – „So hast du auch gewirkt. Du warst muffelig und hast nur irgendwas gebrabbelt, was ich nicht verstanden habe. Aber du hast dich immerhin hingelegt… Auch wenn du nicht zugedeckt werden wolltest.“ – „Entschuldige, das habe ich alles einfach wirklich nicht mitbekommen.“ – „War ja nicht schlimm, du hast vermutlich so halb dabei geträumt. Immerhin hast du im Liegen weitergeschlafen… Wir haben fast die ganze Zeit so nah beieinander geschlafen wie jetzt gerade.“ – „Ja, da muss ich wohl eingeschlafen sein, als wir gestern hier noch saßen…“ – „Ja, aber wir lagen ziemlich lange so. Es war bestimmt schon drei oder vier Uhr, als du dich hingelegt hast.“ – „Das ist bestimmt auch der Grund dafür, warum mein ganzer Rücken gerade schmerzt.“ – „Oh weh. Es wird wohl nachher noch eine Massage fällig, was?“ Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, worauf sie mir nur entgegnete: „Alles klar, ich werte das als ein Ja.“ Wir schmunzelten und sie gab mir einfach einen kurzen Kuss, bevor sie sich hinsetzte und aufstand. „Na Fauli, stehst du jetzt auch mit auf?“ – „Och nö. Ich bleibe noch liegen. Ich finde das echt so bequem gerade hier. Und es ist auch noch so hell und-“ Sie unterbrach mich einfach, indem sie hinterhältig meine Decke wegzog und mich einfach an meinen Füßen kitzelte, wodurch an ruhigem Liegenbleiben nun so gar nicht mehr zu denken war. Ich sprang, wie von der Tarantel gestochen, auf, was ich direkt bereute, weil ich meine Operationsnarben sofort spürte. Mittlerweile war das Zwicken bei verschiedenen Bewegungen deutlich zurückgegangen, aber noch nicht gänzlich weg. Ich bemühte mich, so zügig ich konnte, ihr hinterherzugehen, während sie in der Küche stehen bleiben musste. „Jetzt habe ich dich…“, drohte ich ihr schon, darauf sie: „Wehe!“ Ich ging ihr immer näher, bis ich direkt vor ihr stand und gerade, als ich sie kitzeln wollte, küsste sie mich wieder recht stürmisch, was mich glatt so dermaßen überrumpelte, dass ich meine angedrohte Attacke einfach sein ließ.

„Ist alles ok?“, fragte sie mich anschließend mit einem leicht sorgevollen Blick. „Ja, ich kann durch die Operation nur noch nicht ganz so schnell, wie ich manchmal möchte.“ – „Oh, Mist, ich vergesse das immer wieder, wenn ich dich kitzele. Sag mir bitte, wenn ich nicht daran denken sollte, ok?“ – „Mach ich. Es ist alles ok wieder, nur beim Aufspringen war das gerade für mich zu schnell.“ – „Sorry, tut mir leid.“ – „Alles gut, es ist nur unangenehm und erinnert mich daran, dass ich noch nicht so schnell kann.“ Sie gab mir erneut einen kurzen Kuss und umarmte mich danach einige Momente.

„Magst du jetzt auch Frühstück?“, fragte ich sie, was sie zustimmte. Sie half mir beim Tisch decken, ohne, dass ich fragen musste. Obwohl wir um halb elf Frühstück aßen, ließen wir uns noch 90 Minuten dafür Zeit und alberten währenddessen größtenteils herum. Sie fing an, mir einige lustige Dinge zu erzählen, was uns einfach vom Essen abhielt. Es zeigte sich wieder, dass nicht nur sie meinen Humor machte – ich liebte ihrenHumor auch.

Als ich dabei war, die Frühstückssachen wegzuräumen, fragte sie: „Was hältst du heute von einem Einkaufsbummel?“ Das passte mir super in meinen Plan, den ich mir mit Janine für diesen Tag geschmiedet hatte. Der eine Teil davon, das war für den Mittag und Nachmittag überlegt, bestand eben genau aus einem Bummel. Für den Abend wollte ich ihr noch einen weiteren Bummel vorschlagen, allerdings auf dem Rummel, den wir aktuell in der Stadt hatten. Ich antwortete ihr: „Das klingt gut. Ich hätte jetzt vorgeschlagen, dass wir noch ein wenig hierbleiben und so in ein bis zwei Stunden losgehen? Ich bin gerade nur vom Essen richtig voll…“ – „Ja, lass uns das so machen.“

Wir gingen zurück in mein Zimmer, wo Janine mich plötzlich fragte: „Ich habe dir doch vor ein paar Wochen meine ganzen Fotos gezeigt, die ich so gesammelt habe. Du hast ja gesagt, dass du auch schon eine ganze Menge angesammelt hast… Würdest du die mir zeigen wollen? Ich hätte da gerade Lust drauf.“ – „Ähm… Ja, klar, wieso nicht?“ Janine setzte sich, nachdem ich mit meiner Fotokiste und meinem Smartphone wieder auf dem Bett saß, ganz nah neben mich, um wieder direkt Körperkontakt zu haben.

Die Reihe begann mit Fotos, auf denen meine verstorbenen Eltern und ich zu sehen waren. Meine Mutter hatte – wie Janine – blonde Haare, allerdings waren diese bei meiner Mutter kurz und verstrubbelt, während Janine sie eigentlich immer sehr glatt hatte und diese bedeutend länger waren. Mein Stiefvater Matthias hingegen trug seine Haare ähnlich wie ich sie trug – relativ kurz, bei ihm nur mit Gel etwas verstrubbelt. Meine Haare waren ohne Gel hingegen meist schon verwuschelt.

Ich zeigte Janine nach und nach die Fotos, auf denen nahezu immer meine Eltern und ich an verschiedenen Orten waren. Darunter waren zum Beispiel auch Bilder von dem Teich im Park, der in der Nähe meines Zuhauses lag und den ich Janine bei einem unserer ersten Spaziergänge gezeigt hatte. Hier fanden sich auch Bilder von dem Berg, auf dem ich Janine zum ersten Mal ehrlich sagte, was ich für sie empfand. Da ich zwischendurch an den Tod meiner Eltern dachte, wurde ich ziemlich verletzlich für den Moment und recht traurig, sodass ich mir eine Träne, die sich bildete, nicht verkneifen konnte. Janine schien mich zwischendurch sehr intensiv zu beobachten und entdeckte auch, wie traurig ich zwischenzeitlich war. Sie umarmte mich mehrfach und streichelte ansonsten meinen Rücken, während ich die Fotos immer weiter durchging. Ich war traurig, allerdings erzeugte Janine mit ihren Gesten ein starkes positives Gefühl in mir.

Die Fotos mit meinen Eltern und mir als Motiv hörten plötzlich auf. Das hing damit zusammen, dass der tödliche Unfall bereits vorbei war. Nach dem Tod meiner Eltern existierten von mir fast keine Bilder mehr, weil einfach so gut wie keiner welche machte. Einzig ein Bild mit meiner verbleibenden Familie vom Heiligabend sowie Bilder der Beerdigung meiner Eltern waren zum Abschluss zu finden. Außerdem ging ich mit ihr die Fotos durch, die ich auf dem Smartphone hatte. Darunter waren einige Bilder, die sie und ich gemeinsam machten und die in der Menge deutlich zunahmen, seitdem wir uns immer näherkamen. Auch einige Bilder mit Tim und aus dem Alltag schaute ich mir mit Janine an.

Nach ein paar Sekunden, in denen ich all die Erinnerungen sacken ließ, die Kiste wieder schloss und mein Smartphone beiseitelegte, fragte mich Janine: „Also… gab es denn kein Mädchen, das dich in den Jahren besonders mochte? Oder vielleicht eines, dass in dich verknallt war?“ Mit einem leichten Zögern meinte ich: „Warum fragst du?“ – „Na ja… einfach nur so.“ – „Na ja, ich kannte bisher nur eine Frau, welche in mich verliebt war und das war Julia. Ansonsten… na ja.“ – „Oder hattest du wenigstens Interesse an einer Frau?“ – „Außer meinem Interesse an Julia, was nicht so richtig intensiv war, gab es sonst kein Mädchen, an dem ich mehr Interesse gehabt hätte. Wenn ich dich nicht hinzuzähle.“ Ich schaute sie an und sie lächelte zaghaft. „Warum willst du das wissen?“ Sie ignorierte meine Frage einfach und stellte eine Gegenfrage: „Du hattest also vorher noch keine Freundin, oder?“ – „Ja, das stimmt. Aber ich frage mich immer noch, warum dich das so sehr interessiert.“ – „Na ja, wir haben doch noch nicht so richtig darüber gesprochen, oder?“ – „Doch, einmal, aber das ist schon eine Weile her. Aber es war doch eigentlich nicht so wirklich wichtig, oder?“ – „Wenn du meinst…“ Abgesehen davon wusste ich eben von Janines bisherigen Erzählungen bereits, dass sie bisher auch keinen Freund hatte. Mir wurde klar, dass Janine mich nach und nach wirklich vollends kennenlernen wollte. Ich vermutete aber auch, dass Janine sicher gehen wollte, ob ich wirklich in all meinen Facetten für sie als Freund in Frage kam.

Nach dem Anschauen der Bilder entschlossen wir uns dazu, aufzubrechen. Ich überließ Janine das richtige Bad, während ich im Gästebad zumindest auch kurz duschen und mich frisch machen konnte. Ich war wesentlich schneller als Janine, die sich insgesamt eine halbe Stunde Zeit ließ. Als sie nach draußen kam und mich anschaute, fand ich sie wieder unheimlich sexy. Sie hingegen war aber die Erste, die was sagte: „Weißt du, dass ich dich richtig toll finde?“ Mit ihrer in dieser Hinsicht direkten Art hatte ich so manches Mal noch Probleme. Ich zwang mich dazu, ihr aber eine Erwiderung für ihr Aussehen – blauer Pulli, Jeans, etwas stärker betonte Augen samt leicht bläulichen Lidschatten – zu geben: „Du siehst auch… richtig toll aus.“ Sie lächelte und sagte „Danke!“. Als sie an mir vorbeilief und mit ihrer Tasche Richtung Flur wollte, roch ich zudem einen Duft, der mich nur noch mehr anzog. Ich musste mich glatt etwas zurückhalten…

Wir zogen unsere Winterkleidung an und gingen raus in die Kälte. Mir war auf dem Weg zu dem von uns ausgesuchten Einkaufszentrum, welches weiter als sonst entfernt war, nicht sonderlich kalt, dafür Janine ganz überraschend umso mehr, was sie auch gleich dafür nutzte, sich auch während des Spazierganges an mich zu kuscheln.

Im Center wollte Janine zuerst in die Kleidungsgeschäfte. Da ich mich darauf eingelassen hatte, musste ich da nun durch. Sie durchwühlte – mit viel Zeit – mehrere Geschäfte und verbrauchte dafür allein schon fast zwei Stunden. Ein bisschen Frust bildete sich bei mir schon, aber er hielt sich in Grenzen, auch, weil Janine sich immer wieder neue Dinge einfallen ließ, um mich zu beschäftigen. Das Herz rutschte mir ein wenig in die Hose, als Janine mich bat, in die Umkleidekabine zu kommen… Ich betrat die Kabine, verschloss direkt hinter mir wieder den Vorhang und schaute ihr stur ins Gesicht, weil ich im Augenwinkel schon sah, dass ihr aktuelles Oberteil, welches sie gerade anprobierte, schon etwas mehr Haut als sonst zeigte. Sie sagte mit einem Schmunzeln: „Du darfst mich auch ruhig richtig anschauen!“ Ihr Körper war ohne Frage unheimlich schön und wenn sie so viel Haut zeigte, erst recht. Es war ein schulterfreies Oberteil, das darüber hinaus schon fast gewagt viel Dekolletee zeigte. Ich sagte ihr ehrlich: „Das Oberteil sieht toll an dir aus. Aber ich weiß nicht, ob es nicht vielleicht ein bisschen…“ – „Ja?“ – „… freizügig ist?“ – „Meinst du?“ Sie schaute sich daraufhin noch im Spiegel an, drehte sich dabei leicht hin und her und sagte: „Ja, du hast schon Recht… Aber hey, mal kann ich so was ruhig kaufen. Danke!“ Sie kam den Schritt auf mich zu und küsste mich einfach. „Husch, ab nach draußen jetzt. Ich muss mich noch umziehen.“ Ich nickte und ging nach draußen, während mir der Anblick von Janine nicht mehr so schnell aus dem Kopf ging.

Als wir eine Menge Kleidungsläden besucht hatten, lud ich Janine spontan auf einen warmen Kakao ein. Während wie in dem Café saßen, sprachen wir recht wenig. Ich hatte abgesehen davon den Eindruck, dass Janine phasenweise sehr nachdenklich war, ohne mir aber zu sagen, warum. Nach den vielen Kleidungsgeschäften kam sie fairerweise aber auch mit, als ich mich im Technikmarkt eine halbe Stunde umschaute. Sie wirkte recht schnell wieder so gut drauf, wie sie es bisher war. Trotz allem blieb mir diese Szene im Café in Erinnerung und mir fiel auf, dass ich Janine noch immer nicht gesagt hatte, was ich wirklich für sie empfand. Meine deutlichere Nähe zu ihr durfte sie mittlerweile schon deutlich gespürt haben, aber ich konnte es irgendwie nicht gänzlich vermeiden, zwischenzeitlich ihr immer wieder eine gewisse Distanz entgegenzubringen…

Bevor wir wieder zu mir nach Hause fuhren, schlug ich ihr noch im Einkaufszentrum den Rummel für den Abend vor. Sie wirkte müde, sodass ich ihr vorschlug, dass wir zunächst zu mir nach Hause fuhren und nach etwas Zeit zum Ausruhen eben erst etwas später noch zum Rummel fahren würden. Dem Vorschlag stimmte sie zu und die Stimmung auf dem Nachhauseweg war eine obskure Mischung aus bedrückend und liebevoll. Liebevoll, weil sie sich im Bus an mich kuschelte, bedrückend, weil ich wieder den Eindruck hatte, dass Janine unheimlich nachdenklich war. Ich wusste nicht wirklich, was mit ihr los war. Sie ließ sich aber nicht so richtig helfen, wenn ich sie fragte, was sie hatte. Mir wurde bewusst, dass vermutlich mein schwankendes Verhalten ihr gegenüber mittlerweile zu belastend war und dass ich schleunigst, am besten heute noch, was daran ändern musste.

Bei mir zu Hause schauten wir eine Weile fern und Janine begutachtete nebenher noch ihre wenigen neuen Oberteile, aber auch ihre Bücher, die sie gekauft hatte. Die Situation entspannte sich bei mir zu Hause glücklicherweise wieder, auch, weil ich wieder meine Lockerheit zurückgewonnen hatte und mit ihr herumalberte. Janine wechselte, kurz, bevor wir losgingen, ihr Oberteil und trug wieder das blaue Oberteil vom Tag zuvor, in dem sie recht freizügig und damit noch viel attraktiver als sonst war. Meine Blicke bemerkte sie direkt und sie sagte mit einem Schmunzeln: „Ich kann so schön an deinem Gesicht ablesen, was du über mich gerade denkst.“ Ich bekam kein richtiges Wort raus, was sie erst recht zum Lachen brachte. Gegen halb acht machten wir uns auf dem Weg zum Jahrmarkt.

Janine fragte mich im Bus: „Warum hast du so gebettelt, dass wir heute auf den Rummel gehen?“ – „Mir war einfach danach und ich habe auch einfach vermutet, dass dir das auch richtig gefallen könnte.“ – „Ja, das stimmt. Aber die Idee kam dir doch definitiv nicht spontan!“ – „Kam sie auch nicht. Ich hatte diesen Gedanken schon vor einigen Tagen.“ Von meiner Ehrlichkeit war sie offenbar etwas überrascht und fragte zu diesem Thema nichts weiter.

Der Jahrmarkt war richtig schön. Überall blinkten Lichter, es roch nach Glühwein und heißer Schokolade, und die Stimmung war richtig gut. Bei Janine machte dies definitiv auch Eindruck: „Deine Idee, sich den Rummel abends anzuschauen, ist echt schön.“ – „Das ist toll! Abends finde ich solche Dinge meist noch viel schöner.“ Sie hakte sich bei mir ein und gab mir einen Kuss auf die Wange, während ich direkt schon anfing, den Abend zu genießen.

Wir gingen locker zwei Stunden über den Rummel, auf dem es neben den typisch modernen Fahrgeschäften aber auch wieder einige kleine Stände gab, für die sich Janine eben ganz besonders interessierte. Als sie wieder bei einem Stand für Glastierchen Halt machte, schlich ich mich in einem günstigen Moment davon und schaute fix nach, wie voll das Riesenrad aktuell war. Es standen zwar einige Leute an, aber es hielt sich im Rahmen, auch, weil bei diesen Temperaturen nicht viele aufs Riesenrad gehen wollten. Glücklicherweise schneite es immerhin nicht wie gestern, sodass man in diesen halboffenen Gondeln wenigstens vernünftig sitzen konnte. Janine bemerkte gar nicht, dass ich mich kurz davongestohlen hatte – sie war so vertieft in die Glastierchen und hatte sich direkt zwei kleine Tiere einpacken lassen.

Nach den etwa zwei Stunden schlug Janine vor, so langsam nach Hause zu fahren, sodass ich sie aber noch um eines bat: „Was hältst du davon, wenn wir auf das Riesenrad gehen? Ich hätte da Lust darauf, gerade, weil es dunkel ist!“ – „Ich… weiß es nicht. Findest du das nicht hoch?“ – „Ja, das ist ein bisschen hoch, aber gerade das macht es ja so spannend. Du hast bestimmt eine super Aussicht über die Stadt!“ Sie wirkte weiterhin nicht überzeugt, sodass ich sie noch mit etwas mehr lockte: „Ich verrate dir auch ein Geheimnis.“ – „Mhm, ich weiß nicht… Aber na gut… ok! Ich bin gespannt!“ Wir stellten uns beim Riesenrad an und mussten einige Minuten warten. Je länger wir dort warteten, desto mehr fing mein Herz an, zu rasen. Mein Plan, den ich mir vorgenommen hatte, erforderte gleich eine riesige Menge Mut… Ich bekam es mit der Angst zu tun, aber warum?

Die Schlange wurde kürzer und ich kaufte mit einem Ruhepuls von gefühlt 200 Tickets für uns. Janine dankte mir und gab mir einen Wangenkuss, aber das bekam ich vor Aufregung eigentlich schon fast nicht mehr mit. Wir stiegen in eine Gondel und fuhren langsam immer höher, während die Gondeln nach uns gefüllt wurden. Janines Stimme zitterte leicht, als sie zu mir sagte: „Marc, ich habe echt Angst! Das wird immer höher!“ Das Schlimme war: Sie hatte Recht und ich hatte mich bezüglich der Höhe echt verschätzt, sodass auch ich es mittlerweile leicht mit der Angst zu tun bekam. Ich versuchte sie zunächst zu beruhigen, was mir eher schlecht als recht gelang.

Als wir fast am höchsten Punkt waren und die Stadt einfach grandios schön von weit oben aussah, atmete ich zwei Mal tief ein und aus, während mich Janine fragend anschaute. Ich sagte recht stockend: „Also… Ich… habe die ganzen letzten Wochen viel nachgedacht, weißt du? Ich war mir irgendwie so lange nicht sicher, aber … dann habe ich es deutlich gespürt.“ Mit zitternder Stimme fragte sie: „Ja?“ – „Janine, ich… ich…“ – „Was ist denn auf einmal mit dir los?“ Das Riesenrad begann sich nun zu drehen, da offenbar alle Gäste in den Gondeln waren. „Schließ doch einfach kurz deine Augen, ok?“ Das tat sie verunsichert und ich legte meine Hand auf ihre Wange, während ich ihr zuflüsterte: „Du wolltest doch wissen, was ich dir nach draußen geflüstert habe, als ich im Bus saß und du mir geschrieben hattest… dass du mich liebst.“ – „Ich erinnere mich… ja?“ – „Ich habe geflüstert: Ich liebe dich auch.“ Sie öffnete ohne meine Erlaubnis einfach ihre bildhübschen Augen, strahlte plötzlich unendlich und antwortete mir mit ihrer leicht brüchigen Stimme: „Also habe ich es doch richtig vermutet!“ Sie kam mir mit ihrem Gesicht immer näher und im Gegensatz zu den letzten Wochen war der folgende Kuss so intensiv wie nie zuvor.