Kapitel 11

Gefühlschaos

Mir wurde irgendwann draußen zu kalt, zumal ich schon völlig durchgefroren war. Dass es bereits weit nach Mitternacht war, war mir einfach egal, obwohl ich am nächsten Tag zur Schule musste. Ich machte mich bettfertig und bereitete alles für den nächsten Tag vor. Als ich im Bett lag, konnte ich auch weiterhin nicht schlafen. Das letzte Mal, dass ich auf den Wecker schaute, war gegen drei Uhr morgens, kurz danach schlief ich vermutlich vor Erschöpfung ein… um wenige Stunden später durch meinen Wecker aus dem Schlaf gerissen zu werden. Ich torkelte durch die Wohnung und machte mich irgendwie fertig für die Schule.

Als ich die Wohnung verließ und bei der U-Bahn ankam, fiel mir glücklicherweise noch gerade rechtzeitig ein, dass ich ja auf Janine warten musste… Ich war so sehr müde, dass ich sie fast vergessen hatte. Als sie wie immer mit dem ausgemachten Bus ankam, umarmten wir uns und gingen schnurstracks runter zur U-Bahn. Ich schwieg, auch durch meine Müdigkeit, und bemühte mich, wenigstens ein paar gerade Gedanken hingebogen zu bekommen, während Janine mich die ganze Zeit musterte und mich vorsichtig fragte: „Wie… geht es dir?“ Ich schaute sie an und ehe ich etwas sagen konnte, fragte sie: „Was ist denn mit deinen Augen passiert?“ – „Was soll denn mit meinen Augen sein?“ – „Man sieht richtig deutlich die roten Äderchen in deinen Augen…“ Sie sah besorgt aus, womöglich auch wegen eines schlechten Gewissens?

„Was ist denn seit gestern mit dir passiert?“, fragte sie sehr vorsichtig. Darauf antwortete ich: „Na ja, ich habe letzte Nacht vielleicht drei oder vier Stunden geschlafen.“ Sie schaute recht entsetzt und meinte: „Aber warum denn das?“ Wir stiegen in die Bahn und ich flüsterte ihr leise zu: „Kannst du dir das denn nicht denken?“ Darauf war bestimmt eine Minute lang Stille, in der ich von Janine wegschaute, auch, weil ich nicht wollte, dass mich all die negativen Gefühle von gestern wieder einholten. Sie sagte: „Konntest du… wegen unseres Gesprächs gestern nicht schlafen? Warum bist du noch mal in den Park gegangen?“ Ich nickte und sagte nur: „Ich war wegen unseres Gesprächs gestern noch lange im Park.“ – „Obwohl es so sehr geregnet hat?!“ – „Ja.“ – „Warum bist du nicht heute einfach zu Hause geblieben und hättest dir eine Entschuldigung schreiben lassen?“ – „Irgendwie… habe ich auch gar nicht daran gedacht, von daher dachte ich mir, ich quäle mich heute einfach durch den Tag. Ah… Mist.“ – „Was ist denn?“ – „Verdammt, an die Hausaufgaben für heute habe ich gestern überhaupt nicht mehr gedacht. Scheiße.“ – „Willst du dir das in der Schule schnell von mir abschreiben?“ Normalerweise hätte ich das locker getan, aber mein Stolz… „Nein, das geht schon. Ich schreibe da einfach ein paar Antworten hin, das kriege ich so schnell bestimmt noch hin. Heißt ja nicht, dass es eingesammelt oder kontrolliert wird.“ – „Bist du sicher? Du siehst so dermaßen müde aus, das kriegst du doch bestimmt nicht hin so schnell.“ – „Das wird bestimmt…“ Ich gähnte. „… irgendwie gehen.“ – „Siehst du, ich sage es ja! Du schreibst das in der Schule einfach schnell von mir ab, bevor die Stunde anfängt.“ Ich stimmte einfach zu, da ich selbst für Diskussionen einfach viel zu müde war.

Auf dem Großteil der restlichen Hinfahrt schwiegen wir, auch wegen meiner Müdigkeit. Janine machte mir in der Schule, nachdem ich ihre Antworten schnell abgeschrieben hatte, noch einen deutlichen Vorwurf, der mich an diesem Morgen ziemlich nervte: „Warum bist du nicht einfach rechtzeitig ins Bett gegangen? Dass du jetzt auch noch krank wirst, darf dich auch nicht wundern, wenn du bei dem Regen noch draußen geblieben bist!“ Sie meinte es ernst, gerade, weil da ihre Fürsorge drinsteckte, doch mir ging es einfach nur auf den Nerv, sodass ich konterte: „Ja, Mami.“ Ich ließ sie einfach links liegen und ging noch schnell auf Toilette, bevor die Stunde anfing. Als ich wieder zurückkam, meinte sie leise zu mir: „Entschuldige, ich wollte dich nicht ganz so heftig anfahren gerade.“ – „Ich dich auch nicht. Tut mir leid. Ich bin einfach reizbar gerade. Ich muss heute nur noch durch den Tag kommen.“ Mit besonderer Vorsicht flüsterte sie mir noch zu, da die Stunde gerade begann: „Schau, schlaf doch ein bisschen, wenn du heute nach Hause kommst. Damit du dich danach an die Hausaufgaben von heute setzen kannst.“ – „Ja, das klingt vernünftig.“ Einige Minuten später flüsterte Tim mir von der anderen Seite zu: „Alles ok bei dir? Du siehst völlig fertig aus.“ – „Erkläre ich dir nachher. Gefühle können zum Kotzen sein.“ Obwohl ich das schon leise flüsterte, bekam Janine auf meiner anderen Seite das vermutlich noch mit. Ich wollte das zwar eigentlich nicht, aber nun ja, so war es eben.

In der ersten großen Pause ging ich mit Tim bewusst an einen Ort als Janine, um in Ruhe mit ihm reden zu können. Er meinte: „Hast du mit Janine gesprochen?“ – „Ja, gestern. Sie sieht mich als ihren besten Freund an… Klasse.“ – „Ah, Mist. Was hat sie denn gesagt?“ – „Dass sie sich über mehr als Freundschaft bisher keine Gedanken gemacht habe.“ – „Mhm, das klingt komisch. Hat sie denn einen anderen im Auge?“ – „Das habe ich sie nicht gefragt. Ich weiß aber, dass sie zu mir sagte, dass sie Lars und Jonas wohl unheimlich nett finden würde. Ich glaube aber eigentlich nicht, dass jemand anders eine Rolle spielt.“ – „Ich werde sie in ein paar Tagen ein bisschen ausfragen, mal sehen, was sie sich entlocken lässt.“ – „Ich weiß nicht, ob du das wirklich machen musst.“ Er schaute recht verwundert und ich meinte: „Mich macht Janine so unheimlich traurig und wütend, dass ich auf der Stelle jeden anbrüllen könnte, der mich schief anguckt… oder sie selbst.“ – „Das kann ich völlig verstehen, so ging es mir auch ein paar Mal, bevor ich mit Anna zusammenkam. Aber das ist auch keine Lösung, glaub mir.“ – „Was soll ich jetzt machen? Janine sitzt jeden Tag neben mir, in den meisten Kursen. Ich bin völlig überfordert.“ – „Warum habt ihr euch vorhin eigentlich so angeschnauzt?“ – „Ach, ich habe letzte Nacht vielleicht drei Stunden gepennt. Ich konnte nicht schlafen, weil ich so enttäuscht war. Janine hat mir heute Morgen Vorwürfe gemacht, dass ich eben so wenig geschlafen habe und dass ich jetzt auch noch herum kränkele, weil ich halt gestern abends noch eine ganze Weile draußen war. Da hat sie einfach eine deutliche Ansage zurückbekommen. Aber wir haben uns vorhin noch entschuldigt.“ – „Krass, dass du überhaupt hier bist. Sind nur noch drei Schulstunden, den Tag heute haben wir fast geschafft. Das kriegst du auch noch herum.“ – „Das habe ich nun auch gedacht, als ich heute Morgen losgegangen bin. Ich bin einfach völlig überfordert, ich weiß nicht, wie es weiter gehen soll. Ich weiß einfach gar nicht, wie ich mit ihr umgehen soll, wenn sie eben kein Interesse an mir hat. Ich habe die ganze Zeit die Befürchtung, dass sie alles gleich als Anmache verstehen wird.“ – „Mach dir da keinen Kopf darum, sei einfach so wie immer. Janine hat es dir heute vorgemacht. Vor allem, schlaf dich wieder in Ruhe aus, danach siehst du die Dinge wieder klarer.“ – „Ja, mit dem Ausschlafen hast du Recht. Aber was ich einfach nicht verstehe: Wie kann sie das alles als normal betrachten? Sie kuschelt sich ständig an mich ran, lässt sich von mir den Kopf kraulen, ich konnte ihr einen Kuss an die Stirn geben, sie gibt mir einen Kuss fast an den Hals, umarmt mich ewig… Ist das für dich noch freundschaftlich?“ – „Ehrlich gesagt: Nein. So etwas habe ich bisher auch noch nicht gehört oder erlebt.“

In dieser und der nächsten großen Pause redete ich mit Janine nicht weiter und während des Unterrichts kamen wir nicht dazu. Wir fuhren gemeinsam nach Hause, da wir zur selben Stunde Schluss hatten. Auf dem Rückweg beschränkte ich das Gespräch zunächst auf den schulischen Rahmen, zumal ich viel einfach schwieg. Ich war auch froh, dass Janine einen unheimlich großen Mitteilungsbedarf an diesem Tag hatte, sodass ich mich nicht so sehr anstrengen musste, nach Themen zu suchen. Viele Themen, die sie mir erzählte, blendete ich durch meine Müdigkeit zugegeben aus, aber bei einem für mich wichtigen Thema hörte ich doch aufmerksamer zu: „Jonas hat mich übrigens zu einer Party bei sich zu Hause eingeladen. Er hat ziemlich viele gefragt, kommst du auch?“ – „Er macht eine Party? Habe ich gar nicht mitbekommen. Nein, er hat mich nicht gefragt. Wobei, ich schau mal, vielleicht hat er mich auch online einfach eingeladen.“ Ich schaute im sozialen Netzwerk, bei dem sich die meisten von uns herumtummelten, nach und sah dort tatsächlich, dass er mich am Tag zuvor bereits eingeladen hatte. „Doch, ich bin auch eingeladen. Ich habe Samstag in drei Wochen sicherlich nichts vor, ich könnte mir gut vorstellen, dort hinzugehen.“ – „Gibst du mir noch Bescheid, ob du auch hingehst? Wir könnten zusammen hinfahren, wenn du möchtest.“ – „Ja, ich gebe dir noch Bescheid. Ich habe aber einfach gerade keinen richtigen Kopf dafür, das zu entscheiden.“ – „Ist doch nicht schlimm, völlig ok.“ Als wir bei meiner U-Bahn-Haltestelle ankamen, meinte Janine zu mir: „Du wartest jetzt nicht mit mir auf den Bus, sondern gehst direkt nach Hause und legst dich ein bisschen schlafen.“ – „Das wollte ich ausnahmsweise auch vorschlagen. Komm gut nach Hause. Bis morgen.“ Wir drückten uns und Janine gab mir keinen Kuss auf die Wange. Das ist deshalb erwähnenswert, weil sie das seit einigen Wochen wirklich täglich tat, oftmals auch zusätzlich bei der Begrüßung. Ich ließ mir nichts anmerken und ging nach Hause. Als ich mich nach einigen Metern im Gedanken umdrehte, sah ich, dass Janine dort immer noch stand und mir hinterher schaute. Sie winkte mir leicht zu, was ich erwiderte und anschließend ging ich weiter meinen Weg nach Hause.

Zu Hause traf ich auf Petra, die mich sah und fragte: „Mensch, was ist denn mit dir passiert? War die Schule heute so schlimm?“ – „Nein, die Schule war nicht das Problem. Ich weiß nun, woran ich bei Janine bin.“ – „Och, Großer, lasse dich davon nicht aus der Bahn werfen…“ Sie wuschelte mir beim Vorbeigehen über den Kopf und fragte: „Was hat sie denn gesagt?“ – „Dass ich ihr bester Freund bin. Und dass sie sich halt bisher nie Gedanken über mehr als Freundschaft gemacht hat.“ Sie stutzte für einige Sekunden und sagte: „Das ist natürlich doof. Aber hey, das kann ja vielleicht auch heißen, dass sie einfach nur bisher nie in die Richtung gedacht hat, es aber nicht komplett ausschließt. Vielleicht hat sie einfach generell bisher nicht über so was wie Beziehung nachgedacht. Bei der einen anderen passiert das schneller, bei dem anderen eher etwas später.“ – „Dass ich ihr bester Freund bin, schließt die Sache doch eigentlich eher aus, oder nicht?“ – „Das muss es nicht. Die Beziehungen, die ich zum Beispiel hatte, haben sich immer über ein freundschaftliches Verhältnis aufgebaut. Man ist meist irgendwie befreundet und kommt zusammen, weil man sich eben gut versteht.“ Ich dachte darüber nach und sie ergänzte: „Sei nicht so geknickt, Großer. Auch wenn du sie jetzt toll findest, sie ist ja nicht das einzige Mädchen auf dieser Welt. Kopf hoch.“ Ich nickte, ging in mein Zimmer und zwang mich dazu, direkt die Hausaufgaben zu machen, da ich geistig noch in der Lage dazu war. Glücklicherweise bekam ich das noch gut hin, weil ich danach so müde war, dass ich glatt auf meinem Schreibtisch für einige Minuten einnickte. Als ich schreckhaft aufwachte, zwang ich mich noch dazu, noch für ein paar Stunden am PC zu spielen, sodass ich zwar sehr früh, aber zum Abend ins Bett ging. Obwohl mir Janine im Kopf umher kreiste, schlief ich innerhalb weniger Momente ein.

Ich schlief in dieser Nacht wie ein Stein, sodass ich mit fast zehn Stunden Schlaf morgens um sechs aufstand. Ich war definitiv ausgeschlafen und wieder fit, sodass ich meinem Tagesablauf folgte, bis ich in der Dusche stand und es in meinem Innern zwickte – Janine. Ich duschte an diesem Morgen fast zu lange, da ich mir sehr viele Gedanken darüber machte, wie ich mit Janine umgehen sollte. Tims Ratschlag war sicherlich richtig, ganz normal zu bleiben, aber ich wusste, dass ich das nicht konnte, weil mich Janine mit vielen ihrer Gesten und mit ihrer Art einfach in ihren Bann gezogen hatte…

Janine dachte wohl ähnlich, da mir an den zwei verbliebenen Schultagen auffiel, dass wir miteinander verkrampft und vorsichtig umgingen. Die Lockerheit, die wir die ganze Zeit hatten, war komplett weg. Am Freitag fuhr ich nicht mit Janine zusammen, da sie vor mir Schluss hatte – so konnte ich nach dem Unterricht noch ein paar Stunden mit Tim verbringen, indem wir Billard spielen gingen und – es war zu erwarten – über die Janine-Thematik sprachen. Tim erzählte mir dabei etwas Spannendes: „Ich habe mit Janine gestern gesprochen. Sie hat sich nicht so richtig in die Karten gucken lassen – das hatte ich schon erwartet, weil sie weiß, dass ich dir das erzähle, was sie sagt. Sie hat mir gestern aber ziemlich ausführlich erzählt, dass sie halt einfach generell noch nicht über Beziehungen und so nachgedacht hat. Durch die alte Klasse und die Vollpfosten freut sie sich vor allem gerade darüber, dass sie jetzt so gut Anschluss gefunden hat. Ich glaube einfach, sie ist noch nicht bereit für Beziehungen. Das würde mich auch nicht wundern, weil sie jetzt zum ersten Mal die Gesellschaft hier in der Schule genießen kann, das ging ja die letzten Jahre nicht.“ – „Meine Tante hat sogar Recht, sie meinte, sie könnte sich vorstellen, dass Janine einfach in Hinblick auf mich einfach noch nicht überlegt hat, ob sie vielleicht mehr wollen könnte.“ – „Das passt genau, denke ich. Das heißt auf jeden Fall, dass Janine noch Jungfrau ist.“ Ich musste plötzlich lachen, dass er schlagartig einfach in diese Richtung dachte. Er meinte fast als Rechtfertigung: „Na ja, wenn du dich in der Klasse umschaust, wette ich, die meisten Frauen waren schon mit irgendwem im Bett.“ – „Meinst du?“ – „Von ein paar weiß ich über Ecken, dass sie wohl schon Sex hatten. Wir haben ein paar Pärchen in der Klasse, wusstest du das?“ Völlig überrascht meinte ich: „Nein?“ Er nannte mir glatt vier Pärchen, bei denen man, wenn überhaupt, nur in einem Fall den Verdacht hegen konnte. „Du fällst aber auch aus dem Schnitt, weißt du das?“ – „Danke. Erinnere mich doch glatt noch daran, dass ich keine Freundin bisher hatte, du Arsch.“ Ich machte meinen nächsten Stoß bei unserem Billardspiel und spielte mich in einen Rausch, der dazu führte, dass ich meine Kugeln komplett in Reihe abräumte und damit das Spiel gewann. „Kommt davon, wenn man mich ärgert.“, scherzte ich mit Tim herum, der darauf noch nachsetzte: „Na ja, wenigstens hast du Glück im Spiel, ne?“ Dafür bekam er einen freundschaftlichen Schlag an die Schulter und wir spielten weiter. „Ganz ehrlich, Marc, bleibe doch einfach am Ball, was Janine betrifft.“ – „Du meinst, ich soll einfach so weiter machen, als wäre nichts passiert? Aber ich bemerke doch, dass sie plötzlich ganz komisch mir gegenüber geworden ist… Sie ist richtig vorsichtig geworden.“ – „Ja, weil du genauso vorsichtig geworden bist und ihr zeigst, dass du Distanz haben willst. Das bemerke sogar ich recht deutlich.“ – „Du hast schon Recht… Ach, es ist einfach so kompliziert.“ – „Einfach ist selten irgendwas.“

An dem Wochenende traf ich mich nicht mit Janine und wir tauschten auch keine Nachrichten aus. Ungewöhnlich war das auch, wenn ich die letzten Wochen zum Vergleich heranzog, weil wir uns jedes Wochenende mindestens ein Mal gesehen hatten. Das kam mir aber gelegen, da ich die gesamte Zeit zum Nachdenken nutzen konnte. Dass Janine bisher noch nie über Beziehungen nachgedacht hatte, war ein interessantes Detail. Aber trotz allem, wer sagte mir, dass Janine mich plötzlich interessant finden würde, wenn sie irgendwann bemerkte, dass sie auch mit jemandem fest zusammen sein wollte? Vor allem, da ich eben ihr bester Freund war? Ich hatte ihr mittlerweile so deutliche Avancen gemacht, dass sie doch mittlerweile eigentlich deutlich wissen konnte, ob sie von mir was wollte oder nicht?

In der nächsten Woche versuchte ich normal wie immer zu sein, um zu schauen, ob ich das konnte: Gefühle für Janine zu haben und gleichermaßen freundschaftlich für sie da zu sein, wie bisher eben. Meine Erkenntnisse waren sogar positiv, womit ich nicht gerechnet hatte. Ich spürte schnell, dass ich auch weiterhin Kontakt zu Janine haben konnte, auch wenn dieser bei weitem nicht mehr ganz so intensiv sein durfte, wie er es vor zwei Wochen noch war. Janines Kontakt zu mir war auch weiterhin vorsichtiger und distanzierter, was die Sache noch etwas leichter machte. Für das Wochenende verabredeten wir uns erneut nicht, wir sahen uns durch Tim aber trotzdem noch am Freitagabend, da er mit uns ins Kino ging. Sinnbildlich wurde das Gefühlschaos im Kino deswegen, dass Janine und ich eben nicht nebeneinandersaßen, sondern Tim direkt in unserer Mitte. Vor allem, als wir überlegten, wer wo saß, wurde es richtig verkrampft, um nicht zu sagen: peinlich.

Nach dieser Szene im Kino fasste ich endgültig folgenden Plan: Weil mir die Freundschaft zu Janine echt wichtig war, bemühte ich mich, über meine Gefühle zu ihr hinweg zu kommen, damit wir wieder ganz normalen Kontakt miteinander haben konnten, der auch wieder recht intensiv sein durfte, nur, dass ich eben von Anfang an wusste, dass ihre Gesten nicht partnerschaftlich, sondern freundschaftlich gemeint waren.